Aufbrechen um Zukunft zu gestalten

„Kirche der Freiheit" soll breite Diskussionen auslösen

06. Juli 2006


Mit den Stichworten demographische Umbrüche, finanzielle Einbußen, die Spätfolgen zurückliegender Austrittswellen, hohe Arbeitslosigkeit und globalisierter Wettbewerb sind herausfordernde Themen der Gesellschaft und damit auch der evangelischen Kirche genannt. Auf diese – zum Teil schwer zu beeinflussenden Faktoren – kann unterschiedlich reagiert werden, weiß der Rat der EKD. In einem Anfang Juli veröffentlichten Impulspapier sieht das Leitungsgremium der Kirche mit über 26 Millionen Mitgliedern drei Alternativen: Das bisherige Handeln so fortführen wie bisher; alle Aktivitäten entsprechend der sich verändernden Realitäten gleichmäßig abschmelzen oder aktiv das Umbauen, das Umgestalten und das Neuausrichten der kirchlichen Arbeit zu gestalten. Um diese dritte Alternative anzugehen, hat der Rat das Impulspapier „Kirche der Freiheit. Perspektiven für die evangelische Kirche im 21. Jahrhundert“ veröffentlicht.

In zwölf Leuchtfeuern werden Herausforderung, sich daraus ergebende Aufgaben und die möglichen Ziele benannt. Damit ist das Impulspapier kein fertiges Rezeptbuch für eine Strategie der kommenden Jahre, sondern eine Diskussionsgrundlage für die nächsten Monate und Wochen. „Es gehöre zum Selbstverständnis reformatorischer Kirchen, Kurskorrekturen durch theologische Reflexion und innerkirchlichen Diskurs zu steuern,“ schreibt der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber im Vorwort zu dem Impulspapier. Vier biblischen Grundannahmen folgend sollen möglichst viele in der Kirche an vier Schwerpunkten mit diskutieren: „Geistliche Profilierung statt undeutlicher Aktivität“ – „Schwerpunktsetzung statt Vollständigkeit“ – „Beweglichkeit in den Formen statt Klammern an Strukturen“ – „Außenorientierung statt Selbstgenügsamkeit“.

Ein Aufbruch sei in den Handlungsfeldern in den kirchlichen Kernangeboten, bei allen kirchlichen Mitarbeitenden, beim kirchlichen handeln in der Welt und bei der kirchlichen Selbstorganisation nötig. Die zwölf Leuchtfeuer verdeutlichen in diesen vier Handlungsfeldern, in welche Richtung die Autoren des Impulspapiers denken:

  1. Leuchtfeuer: Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten – den Menschen geistliche Heimat geben.
  2. Leuchtfeuer: Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten – die Vielfalt evangelischer Gemeindeformen bejahen.
  3. Leuchtfeuer: Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten – ausstrahlungsstarke Begegnungsorte evangelischen Glaubens schaffen und stärken.
  4. Leuchtfeuer: Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten – durch geistliche Kompetenz, Qualitätsbewusstsein und Leistungsbereitschaft bei den Menschen Vertrauen gewinnen.
  5. Leuchtfeuer: Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten – das Priestertum aller Getauften und das freiwillige Engagement als Kraftquellen der evangelischen Kirche fördern.
  6. Leuchtfeuer: Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten – den Beruf der Pfarrerinnen und Pfarrer als Schlüsselberuf der evangelischen Kirche stärken.
  7. Leuchtfeuer: Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten – evangelische Bildungsarbeit als Zeugnisdienst in der Welt verstehen.
  8. Leuchtfeuer: Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten – Diakonie evangelisch profilieren.
  9. Leuchtfeuer: Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten – Themenmanagement und Agenda-setting bewusst stärken.
  10. Leuchtfeuer: Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten – die finanzielle Solidarität aller Kirchenmitglieder stärken und ergänzende Finanzierungssysteme etablieren.
  11. Leuchtfeuer: Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten – die Konzentration der Kräfte auch in den Landeskirchen vorantreiben.
  12. Leuchtfeuer: Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten – die EKD-Ebene für ein "Evangelisch in Deutschland" profilieren.

Doch die Überschriften allein sagen noch nicht viel – nachzulesen ist der Text im Internet. Dort findet sich auch ein Diskussionsforum, in dem Kommentare, Ergänzungen, Kritik und Vorschläge eingetragen werden können.