Unterschiedliche Hüte – gemeinsame Sorge um den Frieden

In Moskau treffen sich 65 Religionsführer

04. Juli 2006


Frieden, gegenseitiger Respekt und Harmonie sind die hauptsächlichen Stichworte, die an dem großen Tisch in Moskauer Hotel „Präsident“ ausgetauscht werden. An dem Tisch sitzen 65 Spitzenvertreter aller wichtigen Religionen weltweit. Ein buntes Bild der Frömmigkeit und Spiritualität hat sich in der russischen Hauptstadt versammelt – wenige Tage bevor sich die Staatschefs der G 8-Staaten in St. Petersburg treffen. Der russische Präsident, Wladimir Putin, hat das Treffen der „religious leaders“, das in dieser Form das erste seiner Art ist, eröffnet. Er erhofft sich vom Gespräch der Religionsvertreter wichtige Impulse für das Treffen mit den Staatschefs der wirtschaftlich wichtigsten Staaten. So soll am Ende des Treffens der 65 Religionsvertreter eine Erklärung verabschiedet werden, die den Staatspräsidenten für ihr Treffen in St. Petersburg übergeben wird. An dem großen Tisch im Moskauer Präsident-Hotel sitzen neben der Delegation der katholischen Kirche, an deren Spitze Walter Kardinal Kasper angereist ist, Vertreter verschiedenster orthodoxer Kirchen und Vertreter ökumenischer Vereinigung und protestantischer Kirchen, des Islams, des Judentums, des Buddhismus, des Hinduismus und aus China.

Jeweils fünf Minuten Redezeit wurde den Spitzenvertreter eingeräumt, um ihre Interessen und ihre Schwerpunkte vorzutragen. Als erster Vertreter einer protestantischen Kirche sprach der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber: Der „world summit of religious leaders“ im Vorfeld des G 8-Gipfels könne selbst zur Botschaft des Friedens werden, wenn auch die Religionen untereinander sich in Frieden und mit allem gebotenen Respekt begegnen. Als Christ begrüße er, dass die in Moskau vertretenen Weltreligionen wie Christentum, Islam, Judentum und Buddhismus gemeinsam zum Frieden aufrufen, denn Christus segne alle Friedensstifter. Zum Frieden, so der Ratsvorsitzende gehöre auch die Gerechtigkeit, ohne die Frieden undenkbar wäre.

Der Bischof von London, Richard Chartre, prangerte die Armut in der Welt an und erinnerte an die von der UN beschlossenen Milleniumsziele, die Armut in der Welt zu verringern. Einige der orthodoxen Vertreter warnten vor den Gefahren des Säkularismus und die Sprecher der Juden und der Buddhisten, die am ersten Tag des Treffens zu Wort gekommen sind, mahnten zum Frieden zwischen den Menschen.

Beeindruckend ist das vielfältige Bild, das die Religionsführer bei diesem Treffen bieten: Gehören die von vielen Papstübertragungen gewohnten Vertreter der katholischen Kirche im Kardinalsrot schon zum gewohnten Bild, bieten die Vertreter der orthodoxen Kirchen mit ihren langen schwarzen und weißen Umhängen, den schweren goldenen Kreuzen vor der Brust und den auffälligen und variierenden Kopfbedeckungen den Kameras beeindruckende Bilder. Die Vertreter aus dem Islam sitzen mit weißen Turbanen oder weißen Tüchern auf dem Kopf am Tisch und die Vertreter der Juden fallen durch ihre große schwarzen Hüte auf. Buddhisten sind an orangen Umhängen zu erkennen. Doch so unterschiedlich die Kleidung auch sein mag, so verschieden die Regeln beim Essen und so getrennt jeder in seiner religiösen und konfessionellen Gemeinschaft betet, die Männer – Frauen sind nur vereinzelt wahrzunehmen – sitzen in tiefer Sorge um den Frieden in der Welt zusammen.

Der Ratsvorsitzende Wolfgang Huber hofft, dass nicht nur im Blick auf den G 8-Gipfel die Vertreter der Religionen sich auf eine Friedensbotschaft einig werden, sondern auch dass dieser Austausch um die politische Verantwortung der Religionen fortgesetzt werde. Politik ist für die Menschen zu wichtig, um sie allein den Politikern zu überlassen, sagte der Erzbischof von Finnland am ersten Vormittag des World Summit of Religious Leaders.

Stellungnahme des EKD-Ratsvorsitzenden beim Religionstreffen in Moskau (in englischer Sprache)

Interview des EKD-Ratsvorsitzenden mit russland-aktuell.ru

Die Gemeinsame Erklärung der Religionsführer (in englischer Sprache)