"Aufgefahren in den Himmel"

Christi Himmelfahrt – der „Vatertag“ zwischen Ostern und Pfingsten

24. Mai 2006


„Und es geschah, als Jesus seine Jünger segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel“ – so heißt es am Schluss des Lukasevangeliums (24,51) und ähnlich am Beginn der Apostelgeschichte (1,9). An diese Erzählung knüpft das Fest „Christi Himmelfahrt“ an, das Christen seit der Mitte des 4. Jahrhunderts feiern. Das genaue Datum schließt sich an das Osterfest an – 40 Tage nach Ostern, also immer an einem Donnerstag, in diesem Jahr am 25. Mai.

In Deutschland wird in neuerer Zeit an diesem Tag der sog. „Vatertag“ meist lautstark und bierselig begangen. Vielen Menschen ist nicht mehr bewusst, dass es sich um einen kirchlichen Feiertag handelt. Und doch: Auch wenn die „Herrentouren“ nichts mit dem eigentlichen Sinn dieses Tages zu tun haben, können auch Christinnen und Christen von einem „Vatertag“ sprechen und ihn guten Gewissens und sogar gerne feiern. Denn durch die Himmelfahrt kehrte Jesus zu seinem Vater zurück, wie er es in seinen Abschiedsreden (Johannes 14,12) gesagt hatte: „Denn ich gehe zum Vater.“ Insofern ist der Himmelfahrtstag auch aus christlicher Sicht ein „Vatertag“, zeigt er doch die enge Verbindung von Gott dem Vater und Gott dem Sohn auf.

Im Mittelalter wurde die Himmelfahrt Christi oft ganz realistisch nachvollzogen: In der Kirche zog man eine Christusfigur in das Gewölbe hinauf, woraufhin es aus dem Gewölbehimmel Blumen oder Heiligenbildchen regnete. Jenseits aller naiv-gegenständlichen Vorstellungen, die oft auf der einfachen Verwechslung von „sky“ und „heaven“ beruhen, meint Himmelfahrt den endgültigen Eintritt des Menschen Jesu in seine göttliche Herrlichkeit.

Der Abschied Jesu von seinen Jüngern, durch Kreuz und Aufstehung vorbereitet, wird nun endgültig vollzogen. Dies bedeutet aber keine totale Trennung, denn bald danach kam von eben jenem Himmel, in den Jesus gerade aufgefahren war, der Heilige Geist auf die Jünger herab (Apostelgeschichte 2,1-4). Zehn Tage nach Christi Himmelfahrt wird deshalb am Pfingstfest die besondere Verbindung Gottes zu den Menschen gefeiert. Im Zusammenhang mit der pfingstlichen Sendung des Heiligen Geistes stellt die Himmelfahrt Christi einen anschaulichen Hinweis auf die Dreieinigkeit Gottes dar – eben ein ganz besonderer „Vatertag“ zwischen Ostern und Pfingsten.