"More than Gold"

Das Religiöse Zentrum in Turin

21. Februar 2006


Nicht nur die Gebäudefassaden in den Olympischen Dörfern sind bunt, auch das Leben darin. Eine Menge Abwechslung wird geboten. Da gibt es eine Einkaufspassage, Fitnessräume, Billardsalons und ein interreligiöses Zentrum. Das bietet vor allem Ruhe, eine Oase am Wegesrand. Eingeladen wird zu evangelischen Gottesdiensten, Katholischen Messen, zu muslimischen Gebeten und zu Treffen für Hindus und Buddhisten.

Die Zusammenarbeit klappe sehr gut, betonen die Organisatoren des Zentrums. Die protestantischen Aktivitäten werden von einem Arbeitskreis getragen, der sich "More than Gold" nennt. Der Waldenser Pfarrer Giuseppe Platone aus Turin ist der Kopf der Gruppe. Seine Botschaft an die Sportlerinnen und Sportler lautet: "Während der Olympischen Spiele besteht die Herausforderung darin, die Goldmedaille zu gewinnen. Aber ich will euch Mut machen und euch sagen, dass  jeder etwas erringen kann. Etwas, was viel wertvoller ist und das Leben verändert: den Glauben an Jesus Christus."

Vielfältig ist der Kreis derer, die im interreligiösen Zentrum ihren Dienst tun. Viele Nationen haben ihre eigenen Seelsorger mit ins Olympische Dorf gebracht: So, wie der junge katholische Priester aus dem Kongo, der für vier Jahre in Rom lebt. Er sei extra für zwei Wochen nach Turin gekommen, um sich im religiösen Zentrum zu engagieren. 

Oder Paul, ein gebürtiger US-Amerikaner, der seit 15 Jahren in Schweden lebt. Der ehemalige Eishockey-Spieler hat es sich zur Aufgabe gemacht, den christlichen Glauben unter den schwedischen Sportlern bekannt zu machen.

Das finnischen Team wird von Lena begleitet, einer jungen Pastorin, die wie der Olympiapfarrer der EKD zum ersten mal bei den Olympischen Spielen dabei ist. Dagegen verfügt Pater Bernhard Mayer, der zur österreichischen Mannschaft gehört, über eine lange Erfahrung. Eigentlich ist er Schulleiter in Unterwaltersdorf in der Nähe von Wien. Bei den Olympischen Spiele betreut er bereits seit 25 Jahren die österreichischen Sportler seelsorgerlich. "Mayer ist sogar so beliebt, dass er bei der Eröffnungsfeier in der ersten Reihe der Österreicher ins Stadion einmarschieren durfte. Das zeigt seinen hohen Stellenwert", so der deutsche Olympiapfarrer Thomas Weber.

Von seiner langen Tätigkeit als Olympiapfarrer weiß der Österreicher: "Am Anfang war es hart. Es hat Jahre gedauert, bis vertrauensvolle Kontakte entstanden sind und gute Beziehungen geknüpft werden konnten. Jetzt bin ich unter den Sportlern bekannt und sie wissen, dass ich immer ein offenes Ohr für sie habe. Gut Ding will eben Weile haben."

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