Individuelle Ökumene jederzeit

Friedensnobelpreisträger rät, sich über das Erreichte zu freuen

21. Februar 2006


Ökumenische Einigung kann ganz schnell gehen - jedenfalls, wenn man auf dem Podium einer Pressekonferenz sitzt. Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann erläuterte bei der 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Porto Alegre, dass es besonders im protestantisch-katholischen Dialog zunächst um die wechselseitige Anerkennung als Kirchen gehen müsse. Daraus könne dann die gemeinsame Feier des Abendmahles resultieren: "Erst mit der römisch-katholischen, aber dann hoffentlich auch mit der orthodoxen Kirche." Lächelnd hakt der neben ihr sitzende orthodoxe Erzbischof von Albanien, Anastasios, ein: "Warum nicht zuerst mit uns?" Margot Käßmann reagiert sofort: "Aber jederzeit, mein lieber Erzbischof."

Die Stimmung war gut auf der Pressekonferenz am 20. Februar zum Thema "Einheit der Kirchen", an der auch der Friedensnobelpreisträger, Erzbischof Desmond Tutu, teilnahm. Tutu bedankte sich beim ÖRK für dessen Rolle im Kampf gegen die Apartheit in Südafrika und bekannte, dass er dem Weltkirchenrat viel verdanke: "Der ÖRK war mein Mentor, der mich auf meinen Dienst vorbereitet hat." Der ÖRK habe Anteil an seinem Friedensnobelpreis. Tutu ermutigte die Delegierten des ÖRK, auf dem Weg zu kirchlicher Einheit nicht nur darüber nachzudenken, was noch zu tun sei, sondern sich auch über das bereits Erreichte zu freuen.

Die persönlichen Erfahrungen der ÖRK-Vollversammlung seien großartig, bestätigte Landesbischöfin Margot Käßmann. Aber zugleich frage sie sich: "Was transportieren wir nach Hause?" Die Erfahrungen aus Porto Alegre sollten schließlich auch den Gemeinden in Deutschland zugute kommen. In dieser Hinsicht sei sie sehr gespannt auf den weiteren Verlauf der Tagung, die noch bis zum 23. Februar geht. Im ökumenischen Dialog in Deutschland hoffe man auf kleine Zeichen, wie die Möglichkeit, am Sonntagmorgen um 10 Uhr ökumenische Gottesdienste von protestantischer und römisch-katholischer Kirche feiern zu können. Auch die Anerkennung interkonfessioneller Ehen und ihre Zulassung zur katholischen Eucharistie wäre ein solches kleines Zeichen, das Hoffnung machen könne.

Bischöfin Käßmann würdigte den Beitrag des Argentiniers Norberto Saracco. Der Vertreter der Pfingstkirchen hatte im Plenum eine neue Offenheit des ÖRK für die evangelikalen und die Pfingst-Kirchen gefordert. Saracco schloss mit einer Frage: "Vielleicht sollten wir dem Heiligen Geist eine Chance geben?" Die Einheit der Kirche könne letztendlich nur von Gott vollbracht werden. "Die Einheit der Kirche wird als Werk des Geistes geschehen, oder gar nicht."