Legenden und Geschichten um den Mann mit dem weißen Bart

Kinder warten auf den Bischof von damals

05. Dezember 2005


Ein alter Mann mit weißem Bart, dazu die rote Robe und die Mitra auf dem Kopf: Nikolaus zu sein ist echtes Saisongeschäft, aber in den Tagen um den 6. Dezember hat es Hochkonjunktur. Der Gedanke hinter dem Besuch des Nikolaus: Gute Kinder sollen belohnt, böse Kinder bestraft werden – und da einer nicht beides kann, wird der Nikolaus – nach Regionen verschiedenen – begleitet: von Knecht Ruprecht, Hans Muff oder irgendeiner anderen dunklen Gestalt. Selbst Kinder, die wissen, dass sich hinter dem weißen Bart ein Mitarbeiter der Nikolausagentur oder der Onkel versteckt, zittern ein bisschen wenn polternd der alte Mann mit seinem Begleiter den Raum betritt.

Hinter diesem vielleicht pädagogischen nicht so richtigem, aber sich alljährlich in vielen Familien wiederholenden Schauspiel stecken zwei historisch belegbare Nikoläuse. Zum einen der Bischof Nikolaos von Myra (in der heutigen Türkei), der Ende des 3. Jahrhunderts lebte. Zum anderen auf den um 550 lebenden Abt Nikolaus von Sion, Bischof von Pinora. Legenden und Geschichten ranken sich um die beiden, die angeblich auch Geschenke zu Kindern gebracht haben. Die rote Kleidung des Nikolaus, so ist an manchen Stellen nachzulesen, gehe allerdings nicht auf die bischöfliche Funktion der beiden historischen Vorbilder zurück, sondern auf eine Werbekampagne eines amerikanischen Softdrinkherstellers im vergangenen Jahrhundert. Auch heute noch wirbst dieses Unternehmen alljährlich mit dem Bild eines verschmitzt lächelnden Nikolaus.

Wie dem auch sei: Viele Kinder sind sich sicher, dass der Nikolaus weiß, was sie im vergangenen Jahr gut gemacht haben, und was schief gegangen ist. Und ein bisschen ist es dann auch, wie es in weihnachtlicher Zeit sein muss. Mancher Streich aus dem vergangenen Jahr wird vergessen und die guten Leistungen stehen im Vordergrund. Und dann ist es völlig egal, ob der Nikolaus „persönlich“ vorbei kommt, oder ob des Nachts heimlich die Schuhe vor der Tür gefüllt werden: Äpfel, Nüsse und Lebkuchen sind die Vorboten, dass es nur noch 18 Tage bis zur Geburt des Messias sind. Und der Glaube an diesen Messias war schließlich der Grund, dass die beiden historischen Nikoläuse Geschenke machten, und dass viele Menschen in der Adventszeit an den Nikolaus denken und Nikolaus spielen.

Auch in den Bereich der Legende darf übrigens der Wettstreit zwischen zwei Bischöfen verwiesen werden, wer denn nun seinen „Heiligentag“ am 6. Dezember bekomme. Es sei, so weiß diese Geschichte, die Frage gewesen, ob der 6. Dezember nach Nikolaus oder nach einem anderen Bischof benannt werde. Doch dann habe einer entdeckt, dass dieser andere Bischof einmal an einem Verletzten vorbeigegangen wäre, ohne ihm zu helfen – so hat dieser den 29. Februar zugewiesen bekommen und feiert „seinen“ Tag nun nur alle vier Jahre. Heute verzeichnen gängige Heiligenkalender allerdings Oswald von Worcester am Schalttag. Dieser hat mit der Legende gar nichts zu tun, sondern ist an einem 29. Februar gestorben.