Internet ist fester Bestandteil evangelischer Publizistik

Jubiläums-Symposion fragte nach Zukunftsstrategien

21. November 2005


"Kirche und Internet" - 1995 war diese Schlagzeile neu. Vielleicht erschien sie manchem Zeitgenossen auch skurril. Für die evangelischen Kirchen dagegen war der Einstieg in die Internetarbeit fast selbstverständlich. Heute gehört das Internet zum festen Bestandteil evangelischer Publizistik. Aus Anlass dieses 10jährigen Jubiläums luden die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) zu dem Symposion "eCommerce, eBay und eGott" nach Hannover ein. 125 Teilnehmer aus verschiedenen publizistischen Bereichen diskutierten mit PR-Experten zwei Tage lang künftige Strategien kirchlicher Online-Kommunikation.

Das Internet habe einen tiefgreifenden Wandel in unserer Gesellschaft und in der Nutzung der Medien bewirkt, sagte der Vorsitzende des Medienausschusses von Rat und Kirchenkonferenz der EKD, Landesbischof Ulrich Fischer in seiner Begrüßung. Das Internet sei das "jüngste Kind der kirchlichen Publizistik" so Fischer weiter, ohne das ein alle Medien übergreifendes publizistisches Wirken nicht denkbar sei. Kirche müsse offen sein für die Fragen der Menschen und für ihre Beziehung zu Gott. In diesem Bewusstsein predigte Johannes der Täufer seine Botschaft und verwies dabei auf Christus, den Sohn Gottes, wie es Matthias Grünewald auf dem Isenheimer Altar versinnbildlichte.

Für eine zukunftsfähige Online-Strategie sei eine verstärkte Zusammenarbeit aller evangelischen Medienbereiche notwendig, so der Pressesprecher der EKD, Christof Vetter, und der Direktor des GEP, Jörg Bollmann, in ihren Beiträgen. Wie ein crossmediales Handeln aussehen kann, erläuterte Felix Friedlaender, Verlagsleiter von National Geographic Deutschland, am Beispiel des Produkts "world". Er unterstrich die Notwendigkeit einer genauen Analyse der Zielgruppenfähigkeit der einzelnen Medien. Ein Produkt müsse eigens für jedes Medium neu gestaltet werden.

Der mobil lebende Mensch stelle sein Handy auch nachts nicht ab und lese beim Frühstück bereits die ersten E-Mails. Mit diesen Worten charakterisierte Katja Henke von den Deutsche Telekom Laboratories den sog. Power-User. Angesichts der weiten Verbreitung von Alltagsbegleitenden Medien steht die ev. Publizistik vor der Frage, wie mobile Dienstleistungen, z. B. ein bundesweiter, über das Handy abrufbarer "Findedienst" für verlässlich geöffnete Kirchen, entwickelt werden können.

Im Internet entstehen im Kontext einzelner Angebote Online-Gemeinschaften. Bernhard Fischer-Appelt, Unternehmensberater aus Hamburg und Mitglied der Perspektivkommission 2030 der EKD, sieht in diesen "Communities" eine neue Form der Kirchenmitgliedschaft. Die Kirche müsse auf diese Gemeinschaften aktiv zugehen.

Das Symposion wurde am zweiten Tag mit Praxis-Workshops fortgesetzt. Wie man Internetseiten so gestaltet, dass sie in den großen Suchmaschinen gut gefunden werden, führte Ingo Stoll von der Agentur w3design (Hannover) aus. Welche Fallen bei der Gestaltung der Informationsarchitektur lauern, war Thema des Workshops von Prof. Zimmermann (Das goldene Vlies, München).

Wie sich die evangelische Internetarbeit in der Zukunft auf dem Online-Medien-Markt behaupten könne, ist Thema einer Studie mit dem Titel "Kommunikative Kirche", die von Markus Eisele (Bereichsleiter Mediendienste im GEP) und Tom O. Brok (Leiter der Internetarbeit der EKD) angekündigt wurde. Diese Studie soll den Diskussionsprozess unter den Kirchen und Werken fördern, um gemeinsam Strategien für die Online-Kommunikation zu verabreden.