Die Synode swingt

Andreas Malessa fragt nach der Toleranz

07. November 2005


Ungewöhnliche Töne im Plenarsaal der Synode. Soul- und Jazz-Ikone Jocelyn B. Smith, von Moderator Andreas Malessa zu Recht als „Gesamtkunstwerk“ vorgestellt, brachte so manchen Synodalen-Fuß zum Wippen: Mit kraftvoller Stimme, schwungvollen Rhythmen und begleitet von Bass und Saxophon stimmte sie die Teilnehmenden der 4. Tagung der 10. Synode in das Schwerpunktthema „Tolerant aus Glauben“ ein. Beschwingt nahmen anschließend die „Talker“ des Nachmittags auf den Podium Platz, um das Schwerpunkt-Thema aus ihrer Alltags-Perspektive zu diskutieren: Neben Rundfunk-Redakteur und Profi-Talker Andreas Malessa waren dies Emine Demirbürken-Wegner, Mitglied im Bundesvorstand der CDU, und Hans-Jürgen van Schewick, Richter am Bundesverwaltungsgericht, sowie der Berliner Generalsuperintendent Martin-Michael Passauer.

Eine „Streitkultur auf Augenhöhe“ im Dialog der Religionen forderte Emine Demirbürken-Wegner. Die mit einem Protestanten verheiratete gebürtige Türkin ist der Ansicht, dass „eine offene Diskussion hierzulande gemieden“ wird. Die vergangenen Jahre seien von einer falschen Rücksichtnahme geprägt gewesen. „Was bewegt die muslimischen Jugendlichen, die in Deutschland wohnen? Wie gehen wir mit den Moscheen und ihren Gemeinden um? Wie arbeiten wir mit den muslimischen Organisationen gut zusammen?“ Dieses seien Beispiele für Fragen, die stärker in die Öffentlichkeit getragen werden müssten, und die bislang einer „falschen Toleranz“ zum Opfer gefallen seien.

Der Meinung, dass zwischen Andersgläubigen „Unterschiede zu wenig thematisiert“ werden, ist auch Martin-Michael Passauer. „Es wird doch erst spannend, wo wir uns nicht tolerieren“, meint der Berliner Generalsuperintendent.“ Dies gelte auch für die Auseinandersetzung mit atheistischen Mitbürgern. Nicht „Niederschwelligkeit“ oder „Selbstsäkularisierung“ dürfe das Bestreben der Kirche im Streben nach Begegnung mit den so genannten Kirchenfernen sein, sondern die Klärung der Frage nach der eigenen Position sei die Grundvoraussetzung allen „toleranten Redens“. „Wir brauchen eine stärkere Erkennbarkeit als Einladung für Menschen die sich bislang Atheisten nennen.“

Ähnlicher Ansicht ist Bundesverwaltungsrichter Hans-Jürgen van Schewick. Es gehe darum, mehr Angebote zu machen für atheistische und kirchenferne Mitbürger und darum, „wo wir uns für welche Wahrheit stark machen“. Dem allgemeinen „unverkennbaren Glaubensmangel“ - „wenn nur 15 Prozent der katholischen Kirchensteuerzahler unsere Angebote wahrnehmen, machen wir etwas falsch“ - müsse begegnet werden.

Die Diskussion der Unterschiede zwischen evangelischer und katholischer Konfession gehören allerdings nach Meinung des Vorsitzenden des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Berlin nicht in diese Auseinandersetzung.

Texte zum Schwerpunktthema "Tolerant aus Glauben"

Berichterstattung zur 4. Tagung der 10. Synode der EKD