Kirche – eine fröhliche und zuversichtliche Gemeinschaft

Wolfgang Huber gibt vor der Synode Bericht

06. November 2005


Die Kirche könne den Menschen Gewissheit vermitteln, erklärte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, im Ratsbericht vor der Synode. In dieser fröhlichen und zuversichtlichen Gemeinschaft der Glaubenden habe auch die Barmherzigkeit mit den Zweiflern und mit eigenen Zweifeln Raum.

Neue Herausforderungen, Erfahrungen in der Kirche, die Situation der Menschen und den Weg der weltweiten Christenheit hat Huber in seinem Bericht angerissen. Er beschreibt spürbare Veränderungen in der Mediengesellschaft, in der ein neues Fragen und Suchen nach Religion zu spüren sei: „Es fällt uns gerade in der evangelischen Kirche nicht leicht, diese Veränderungen angemessen zu deuten.“ Neue Herausforderungen würden die kirchliche Lage prägen, beschreibt der Ratsvorsitzende die Situation. Viele Menschen seien auf ungewohnten Pfaden zu den Fragen und Antworten des Glaubens unterwegs. „Die Reaktion auf die großen Katastrophen zeigt das ebenso wie der Boom moderner Ratgeberliteratur, christliche Literatur durchaus eingeschlossen. Das Interesse an christlichen Bildungsangeboten weist ebenso in diese Richtung wie die neue Zuwendung zur Spiritualität,“ so Wolfgang Huber. Der christliche Glaube sei eine Weggemeinschaft und alles Nachdenken über die Zukunft der Kirche müsse sich am Auftrag zur Weitergabe des Glaubens ausrichten; alle Perspektivarbeit braucht deshalb eine theologische Grundlegung. Strukturüberlegungen, die sich nur am Rückgang der Gemeindegliederzahlen und der finanziellen Möglichkeiten orientieren, griffen zu kurz.

Der Tod und die Neuwahl des Papstes wie auch der Weltjugendtag haben in den vergangenen Monaten enorme mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen, so Huber im schriftlichen Teil seines Berichtes. „Die auch an anderen Orten in der Gesellschaft beobachtbare Wiederkehr des Religiösen in die öffentliche Diskussion ist ein Gewinn für die Kirchen in unserem Land.“ Damit einher gehe eine Tendenz zur konfessionellen Profilierung. Die „Ökumene der Profile“ bedeute aus evangelischer Sicht einerseits, „die sich aus der Besinnung auf die protestantischen Wurzeln ergebenen Einsichten klar und gelassen zu verdeutlichen.“ Zugleich sollten sich evangelische Christen bewusst bleiben, dass die Bibel die gemeinsame Grundlage aller Christen und Grundlage des missionarischen Auftrages zur Verkündigung von Gottes Wort sei. Auf dieser Grundlage seien Wege zu immer größerer Einheit in der Vielfalt der Christen in aller Welt zu suchen. Bei der Trauerfeier für den Gründer der Gemeinschaft von Taizé, den Protestanten Roger Schutz, am 23. August habe sich die neue Atmosphäre in der ökumenischen Situation gezeigt, so der Ratsvorsitzende. „Die Repräsentanten protestantischer und orthodoxer Kirchen waren teilweise von der Teilnahme an der Mahlfeier ausdrücklich ausgeladen.“

Als dramatisch bezeichnete der Ratsvorsitzende im Plenum in Berlin die Lage der Familie: Das Lebensmodell Familie befinde sich in einer Krise. Dabei sei die notwendige Korrektur nicht mit Einzelmaßnahmen zu erreichen, sondern es brauche einen Mentalitätswandel: „Nur wenn Menschen von sich aus Ja zur Familie sagen, werden sie in einer Familie leben.“

Zur aktuellen Debatte über Sterbebegleitung und die Verbindlichkeit, Reichweit und Wirksamkeit von Patientenverfügungen habe die Kammer der EKD für Öffentliche Verantwortung mit der auf Bitten des Rates erstellten Text „Sterben hat seine Zeit. Überlegungen zum Umgang mit Patientenverfügungen aus evangelischer Sicht“ einen wichtigen Beitrag geleistet. Der Text betone, dass die Selbstbestimmung des Patienten und die Fürsorge für ihn verbunden und aufeinander bezogen werden müssen. Die Kammer plädiere dafür, auch nonverbale Aussagen zu beachten. „Zur sachgemäßen Auslegung und Anwendung von Patientenverfügungen wird deshalb ein gemeinsames Gespräch von Ärzten, Angehörigen, Pflegepersonen, Seelsorgern und Betreuern empfohlen.“

Der Bericht des EKD-Ratsvorsitzenden

Zur Berichterstattung über die 4. Tagung der 10. Synode der EKD