„Tolerant aus Glauben“

Christsein in multikultureller Situation

03. November 2005


Anstöße zum Schwerpunktthema, dem sich die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei ihrer diesjährigen Tagung vom 6. bis 10. November in Berlin widmet, gibt es genügend. In Erinnerung geblieben ist zum Beispiel der Mord an dem islamkritischen Filmemacher Theo van Gogh in den Niederlanden und die Debatte über das muslimische Kopftuch. Doch nicht nur diese öffentlich gewordenen Impulse fordern heraus, den Grundsatz des Toleranzgedankens auf die Tagesordnung zu setzen.

Die Frage nach dem Verhältnis der eigenen und der gemeinsam gelebten Glaubensüberzeugung einerseits und der Toleranz gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen andererseits stellt sich für Christen dringlicher denn je, schreibt die Präses der Synode, Barbara Rinke, in dem Vorbereitungsreader zum Thema „Tolerant aus Glauben“. In dem religiösen, weltanschaulichen und kulturellen Pluralismus, von dem die bundesdeutsche Gesellschaft geprägt ist, bleibe nur noch wenig selbstverständlich. Die vielfältigen Orientierungsangebote führten zu Konflikten, bei deren Lösung gegenseitige Toleranz eine zentrale Rolle spielt und mehr denn je spielen muss. So kommt es unweigerlich zu der Frage, wo die Grenzen der Toleranz liegen. Was bedeutet es für die Gesellschaft, für die Kirche, für jeden Einzelnen tolerant aus Glauben zu sein. Nach Antworten auf diese Fragen wird die Synode, die Kirchenkonferenz und der Rat der EKD gemeinsam mit Experten auf ihrer Tagung suchen.

Dabei wird es bei den Beratungen in der kommenden Woche nicht nur um die Herausforderung des Zusammenlebens mit Muslimen gehen, sondern evangelische Christen können sich vergewissern, wie eigenes Glaubensleben und die Achtung anderer Lebens- und Glaubenskonzepte in einer Situation religiöser und weltanschaulicher Vielfalt zusammengehen. Zum protestantischen Profil gehöre es, nicht über den Pluralismus zu lamentieren. Vielmehr sei Respekt vor anderen Überzeugungen Bestandteil protestantischer Identität: „Christen sind tolerant, weil sie fest glauben,“ sagt der Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe, der den Vorbereitungsausschuss für das Schwerpunktthema leitet. Deshalb seien Christen aufgerufen, zu einem Geist echter Toleranz in der Gesellschaft beizutragen.

Texte zur Vorbereitung des Schwerpunktthemas