Vor 488 Jahren hat es begonnen

Thesenanschlag an der Wittenberger Schlosskirche

28. Oktober 2005


Es ist eine Legende und historisch vermutlich nicht wahr, trotzdem ist es eine schöne Gesichte und ein beeindruckendes Bild. Der Wittenberger Augustinermönch Martin Luther steht am Vorabend von Allerheiligen 1517 vor der Wittenberger Schlosskirche und befestigt an ihr 95 Thesen. Nach langen Gewissenskämpfen und intensiven Bibelstudien hat der Theologe sich durchgerungen, diese Thesen zur Diskussion zu stellen, weil er entdeckt hat, dass das was seine Kirche lehrt, nicht dem entspricht, was in der Bibel steht.

Es ist nicht entscheidend, ob Martin Luther die Thesen wirklich an die Tür der Schlosskirche genagelt hat – entscheidend bleibt, dass Martin Luther die 95 Thesen verfasst und zur theologisch-wissenschaftlichen Diskussion seiner Zeit frei gegeben hat. Dass die Thesen aufrührerisch, ja ungehörig waren, mag der Mönch gewusst haben, was er wirklich damit ausgelöst hat, hat er vermutlich nicht einmal geahnt – so sind die Hammerschläge an jenem Vorabend des Allerheiligenfesten vor 488 Jahren der Startschuss zur Reformation. Was zuerst als Diskussion innerhalb der Kirche und innerhalb der Theologie gedacht war, entwickelte sich zur Gründung einer neuen Kirche und zur Trennung von Protestanten und Katholiken.

Solche Legenden lassen sich leichter erzählen als die trockenen und langwierigen Disputationen – so nannte man im 16. Jahrhundert Streitgespräche – die zur Meinungsfindung dienten. So wurden über Generationen genau die Geschichten auch von Martin Luther weitergegeben, erzählt, im Religionsunterricht geschildert, die vielleicht nicht immer historisch richtig sind, aber immer eine schwer zu begreifende Wahrheit deutlich vor Augen stellen: wie Martin Luther bei einem schweren Gewitter, in das er geraten ist, das Gelübde ablegt, Mönch zu werden, oder eben wie Martin Luther die 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg hämmert.

Im Kino war deshalb auch der Film „Luther“ erfolgreich, weil er diese Geschichten und weitere erzählt. Der Film erzählt den Kern der reformatorischen Botschaft –allein Christus, allein die Gnade, allein der Glaube, allein die Schrift – in Geschichten, nicht jede entspricht den Tatsachen, aber jede davon kann im Herzen „wahr“ werden: am Reformationstag, dem 31. Oktober – ab 20.15 Uhr in der ARD.

Die 95 Thesen Martin Luthers

Informationen zum Luther-Film und zur Person Martin Luther