Der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche ist vollendet

Einst Mahnmal gegen den Krieg, heute Symbol der Versöhnung

14. Oktober 2005


Die barocke Frauenkirche wurde von 1726 bis 1743 nach Plänen des Dresdner Ratszimmermeisters George Bähr gebaut. Mit ihrer glockenförmigen Sandsteinkuppel prägte sie über 200 Jahre lang die Dresdner Stadtsilhouette und zählte zu den bedeutendsten Sakralbauten des Protestantismus. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Frauenkirche bei den Luftangriffen am 13. Februar 1945 zerstört. Nur ein spärlicher Augenzeugenbericht erzählt von den letzten Momenten der ausgebrannten Kirche. Zunächst sei da ein "leises Knistern" zu hören gewesen. Dann stürzte die über 200 Jahre lang bewunderte Kuppel mit einem "ungeheuren Krachen" ein, "nachtschwarze Staubwolken" hüllten die Umgebung ein. Das Wahrzeichen Dresdens hatte den alliierten Angriffen eineinhalb Tage zuvor noch getrotzt. Doch dann barsten die ausgeglühten Pfeiler. Zurück blieb ein Trümmerhaufen mit zwei bizarr aufragenden Mauerresten.

Mehr als 60 Jahre später steht die Frauenkirche wieder und gilt als ein Symbol der Versöhnung zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern. Der Bau unter dem Leitspruch "Brücken bauen - Versöhnung leben" wurde auch aus den USA und Großbritannien gefördert. So bezahlte etwa ein britischer Verein das goldene Turmkreuz, an dessen Herstellung der Sohn eines der Bomberpiloten der Luftangriffe auf Dresden 1945 beteiligt war. Der Gedanke der Versöhnung verlieh dem Wiederaufbau ein hohes symbolisches Prestige. Dabei wird sich erst noch erweisen müssen, ob das riesige Interesse an der neuen Kirche tatsächlich ein Signal für eine "Wiederkehr der Religion" ist - oder nicht doch nur ein religiöser Medienevent des Jahres 2005.

Irritiert waren die DDR-Behörden, als sich ab 1982 an jedem 13. Februar, dem Gedenktag der Zerstörung Dresdens, unabhängig von der Staatsmacht Menschen zum stillen Kerzengedenken an der Frauenkirche versammelten. Die Ruine wurde zu einem wichtigen Ort und Symbol für die DDR-Friedens- und Bürgerrechtsbewegung. Mitten in der friedlichen Revolution wurde dann aber auch der Gedanke des vollständigen Wiederaufbaus wiedergeboren. Eine Bürgerinitiative schickte einen "Ruf aus Dresden" in die Welt, der lange Zeit auf ein geteiltes Echo stieß. Kritiker machten politische, finanzielle und kunsthistorische Gründe gegen den Wiederaufbau geltend. Doch mit dem Wiederaufbau ab 1994 setzte eine ungeahnte Euphorie ein. Im In- und Ausland gründeten sich Unterstützervereine. Gleichzeitig verfolgten die Medien die spektakuläre Rekonstruktion in einer nie gekannten Weise über Jahre hinweg. Für die etwa 179 Millionen Euro teuren Arbeiten mit alten und neuen Steinen wurde weltweit die bemerkenswerte Spendensumme von etwa 100 Millionen eingeworben.

Am 30. Oktober soll die Frauenkirche nun mit einem Gottesdienst eingeweiht werden. (www.frauenkirche-dresden.de)

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