"Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn"

In den Kirchen wird das Erntedankfest gefeiert

30. September 2005


Am ersten Sonntag im Oktober wird in den Kirchen das Erntedankfest gefeiert, der traditionelle Abschluss der Erntezeit. Der Sommer endet mit einem Dank an Gott für die Ernte, für den Ertrag eines Jahres, der das satte Überwintern sichern möge. Aller Orten sind die Kirchen festlich geschmückt, mit Obst und Gemüse, mit Kornähren und Blumen. Auch wenn immer weniger Menschen mit dem Kreislauf von Säen, Wachsen und Ernten noch unmittelbar in Berührung kommen, ist es doch gut, dass das Erntedankfest seinen festen Platz im Jahreslauf der Kirche hat. Es erinnert daran, dass kein Mensch sein Leben in der Hand hat.

Das Erntedankfest gebietet Einhalt, ermöglicht Besinnung. Es öffnet uns den Blick auf all das, was uns geschenkt ist und was uns wirklich reich macht. Es ist Ausdruck unserer Freude an der Natur, an der Schöpfung, an der Kreativität und Phantasie der Menschen. Aber es gehört auch die Klage über Niederlagen und Dürrezeiten dazu. Zugleich werden wir uns angesichts unserer selbst verursachten ökologischen Probleme bewusst, dass sich aus den Gaben Gottes auch drängende Aufgaben ergeben: Wir sind verpflichtet, mit der Schöpfung behutsam umzugehen, sie für die kommenden Generationen zu bewahren und dem Raubbau der Ressourcen zu widerstehen. Beides, Freude und Klage, hat seinen Ort im Gottesdienst am Erntedankfest. Seit Jahrhunderten richten sich Menschen mit Lob und Klage an Gott als den Schöpfer. Darin drückt sich das Vertrauen aus, dass Gott das Leben schenkt und es auch bewahren will. Zeugnis davon gibt der Vers für das Erntedankfest aus dem 145. Psalm: Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, nach deinem Wohlgefallen.

Und den Dank für die Ernte des Jahres drückt auch das wahrscheinlich populärste Lied zu Erntedank von Matthias Claudius aus:

"Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!"