450 Jahre Augsburger Religionsfrieden

Friedenschluss der Konfessionen

21. September 2005


Vor genau 450 Jahren, am 25. September 1555, beendete der Augsburger Religionsfrieden die jahrelangen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem katholischen Kaiser Karl V. und den protestantischen Fürsten des so genannten Schmalkaldischen Bundes. Zum ersten Mal seit Beginn der Reformation wurde durch diesen Friedensvertrag die lutherische Konfession als gleichberechtigt anerkannt. Die Landesherren konnten ihr Bekenntnis frei wählen, sie bestimmten nach dem Prinzip "Cuius regio, eius religio" (wessen Land, dessen Religion) auch die Religion ihrer Untertanen, wobei sich diese durch Auswanderung entziehen konnten.

Kernpunkte des Augsburger Religionsfriedens waren ein allgemeiner "Landfrieden" ("daß niemand, welcher Würde, Standes oder Wesens er auch sei, den anderen befehden, bekriegen, fangen, überziehen, belagern soll") und die Anerkennung des evangelischen Glaubens ("diese Religion ruhig und friedlich belassen"). Außerdem wurde die Geistliche Gerichtsbarkeit ("Ketzerrecht") gegenüber den Lutheranern abgeschafft.

Der Reichstag, eine Art Parlament der Fürsten, Stände und Reichsstädte, lief trotz des brisanten Verhandlungsthemas eher schlicht ab. Während die Regionalherrscher bei ähnlicher Gelegenheit gerne mit großem Gefolge auftraten, hatten viele katholische Fürsten diesmal nur Stellvertreter nach Augsburg geschickt - sollte es doch von vorneherein auch um die Annahme der 1530 ebenfalls in Augsburg beschlossenen Bekenntnisschrift "Confessio Augustana" gehen.

Die im Augsburger Religionsfrieden angelegte territoriale Trennung der Konfessionen wurde bald in gutem ökumenischen Sinn von den freien Reichsstädten durchbrochen, in denen neben der evangelischen Mehrheit auch einige katholische Familien lebten. Denn den evangelischen Reichsstädten schien es "ein hart und unnatürlich ding" zu sein, diese Menschen, die häufig schon seit langem in den Stadtmauern lebten, gewaltsam zu vertreiben.

Immerhin mehr als 70 Jahre Frieden gewährleistete der Friedensschluss von Augsburg den Staaten des Deutschen Reiches. Und obwohl zum Beispiel die Reformierten erst mit dem Westfälischen Frieden von 1648 den Katholiken und Lutheranern gleichberechtigt wurden, gilt der Augsburger Religionsfriede als Abschluss der durch die Reformation bedingten Auseinandersetzungen. Die Stadt Augsburg blieb ein Brennpunkt für die Annäherung der Kirchen. 1999 wurde in der evangelischen St. Anna-Kirche, die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" unterzeichnet.

Die EKD gedenkt in verschiedenen Veranstaltungen dieses historischen Friedenschlusses, der angesichts religiöser Legitimierung von Gewalt in unserer Zeit neue Aktualität gewinnt. Am 25. September findet in der St. Anna-Kirche in Augsburg ein Ökumenischer Gottesdienst mit dem EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Wolfgang Huber, und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, statt, an dem auch Bundespräsident Horst Köhler teilnehmen wird. Der Gottesdienst wird vom Bayerischen Fernsehen um 10 Uhr übertragen. Bereits am 23. September zeichnet die EKD die Preisträger eines Schülerwettbewerbs zum Thema "Religionsfreiheit und Toleranz - Wie aktuell ist der Augsburger Religionsfriede?" aus. Seit dem 8. September ist eine Sonderbriefmarke zum Augsburger Religionsfrieden im Handel, die auf Anregung der EKD vom Bundesfinanzministerium herausgegeben wird.

RTL- Bibelclip "450 Jahre Augsburger Religionsfrieden" (Video: 4 MB)

Morgenandacht zum Thema von Thomas Dörken-Kucharz


Projektseite der Stadt Augsburg zum Thema

Predigt von Bischof Huber im Festgottesdienst

Pressemitteilung