Die Kirche bleibt im Dorf!

EKD stellt Kirchengebäude nicht zur Disposition

16. März 2005


Jedes Kind im Land kann eine Kirche malen: Ein großes Haus mit großen Fenstern und meist steht ein Glockenturm dabei. Allein mehr als 21.000 evangelische Kirchen prägen auf unverwechselbare Weise das Gesicht der Kulturlandschaft Deutschlands. Sie sind Teil der Stadt- und Dorfsilhouette und des Landschaftsbildes. Sie liegen fast immer im Zentrum ihres Ortes. In ihnen wurde und wird gebetet, geglaubt, geweint und gehofft und manchmal auch gelacht. Manche sind im ganzen Land bekannt: die Leipziger Nicolaikirche, der Berliner Dom, der Hamburger Michel, die Dresdner Frauenkirche. Die allermeisten von ihnen sind bemerkenswerte  Baudenkmäler, jahrhundertealte Zeugen wechselvoller Geschichtsverläufe.

Fast alle evangelischen Kirchen sind im Besitz ihrer jeweiligen Kirchengemeinde. Die verantwortlichen Kirchenvorstände und Gemeinden wenden viel Zeit und Initiative auf, um ihre Kirchen in Stand und nutzbar zu halten für Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen ebenso wie für interessante Kulturveranstaltungen. Allermeist werden sie dabei von den Bewohnern ihres Ortes, ihrer Stadt nachhaltig unterstützt. Die Vorstellung, aus dem Panorama unserer Städte und Dörfer könnten die Kirchen samt ihren Türmen verschwinden, ist für die meisten Menschen zutiefst demoralisierend. Das zeigt sich immer dann, wenn eine alte Kirche in ihrer Bausubstanz derart geschädigt ist, dass eine Rettung wegen der atemberaubend hohen Kosten aussichtslos erscheint. Dann ist es eindrucksvoll zu erleben, wie viele Menschen vor Ort eine solche Situation als Herausforderung begreifen und in welch hohem Maße sie sich engagieren. Solidarität und Einfallsreichtum, die Bereitschaft Eigenleistungen am Bau zu erbringen und eine großzügige Spendenbereitschaft ergänzen sich dann erfolgreich. Niemand mag sich vorstellen, dass "seine" Kirche nicht mehr im Ort stünde oder dass sie völlig bestimmungsfremd genutzt würde. Auch der Institution Kirche eher fernstehende Menschen, schätzen den umgrenzten, schützenden Raum der Kirchen, den die Kirchengebäude bieten: Räume des Asyls für Leib und Seele.

Das sind aus kirchlicher wie gesellschaftlicher Perspektive wertvolle Güter. Kaum eine Kirchengemeinde wird sie leichtfertig aufs Spiel setzen, auch nicht in Zeiten nachlassender Finanzkraft. Die öffentliche Diskussion über massenweise Umwidmungen oder Verkäufe von Kirchen, beruht auf  immer wieder mal unvermeidlichen einzelnen Vorgängen und steht in krassem Gegensatz zu den tatsächlichen Verhältnissen: Nicht einmal 100 wurden in den letzten 15 Jahren verkauft...