Drei Beutel Gold?

Nikolaus-Schenkbrauch wird auf Legende zurückgeführt

06. Dezember 2004


Hinter der Gestalt Nikolaus vermutet man die Verbindung von zwei Persönlichkeiten: Zum einen den Bischof Nikolaos von Myra aus der heutigen Türkei, der Ende des 3. Jahrhunderts lebte. Zum anderen den um 550 lebenden Abt Nikolaus von Sion, einer Stadt in der Schweiz, Bischof von Pinora. In der schriftlichen Tradition fand die Verschmelzung der beiden Personen etwa in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts statt.

Der Schenkbrauch am Festtermin Nikolaus (6.12.) wird auf folgende "Jungfrauenlegende" zurückgeführt: Einem verarmten Mann aus gutem Hause gelang es nicht, seine drei Töchter standesgemäß zu verheiraten. Da er aber nicht weiterhin für ihren Lebensunterhalt aufkommen konnte, sah er keinen anderen Ausweg, als diese zur Prostitution zu nötigen. Dies erfuhr der junge Nikolaus, der gerade ein großes Vermögen geerbt hatte. Er entschloss sich, der Familie zu helfen. Also warf er dreimal während der Nacht einen Beutel voll Gold in das Haus des verarmten Mannes, so dass dieser seine drei Töchter standesgemäß verheiraten konnte. Doch Nikolaus blieb nicht unerkannt: In der dritten Nacht konnte ihn der Mann einholen und ihm unter Tränen seinen Dank aussprechen.

Heute stehen am 6. Dezember vor fast allen Türen in Deutschland frisch geputzte, mit Leckereien gefüllte Schuhe. Hierbei macht die Konfession kaum einen Unterschied. Der Nikolaustag wie das Weihnachtsfest werden gleichermaßen gefeiert. Dabei bleibt das Weihnachtsfest ein Familienfest, während seit der Mitte des 20. Jahrhunderts das Nikolausfest immer mehr aus dem familiären Umfeld ausgelagert und zu einer öffentlichen Feier geworden ist. So lassen Kindergärten gerne einen Nikolaus kommen und auch in Betrieben wird das Nikolausfest oftmals mit dem Besuch eines Nikolaus oder gar einer "Nikola" begangen.