Ein Stück Heimat in der Fremde

150 Jahre Deutsche Seemannsmission

22. Oktober 2004


Im 19. Jahrhundert waren viele Seeleute in einer prekären sozialen Lage. Zwischen zwei Heuern wussten sie nicht, wohin. Gerissene Reeder boten ihnen Unterschlupf in "Schlaf- und Heuerbasen". So blieben die Seeleute abhängig von den Reedern, viele machten Schulden. Oder verprassten ihre Heuer in Spelunken für Frauen und Alkohol. Sozial engagierte Bürger erkannten diese Missstände und wollten Abhilfe schaffen. Zunächst gab es einzelne Hilfsangebote in den Häfen. Im Laufe der Jahre bündelten die Helfer ihre Kräfte und gründeten Vereine.

1854 stiftete der Bremer Reeder Friedrich Martin Vietor das erste Seemannsheim Deutschlands. Vietor handelte aus christlicher Nächstenliebe, das Heim sollte "eine angenehme und ruhige Zuflucht für Matrosen und Schiffsjungen sein". 1896 wurde die Betreuung der Seeleute auf eine breitere Basis gestellt: es gründete sich der Bremer Verein für Seemannsheime. In dem Verein engagierte sich auch die Innere Mission. Die Vereinigung errichtete 1897 ein neues Seemannsheim mit 39 Betten.

Finanziert wird die Arbeit vor allem durch kirchliche Zuschüsse, freiwillige Schiffsabgaben und Spenden. Vielerorts sind Fördervereine entstanden, die den Erhalt der Stationen sichern helfen. Rund 1,2 Millionen Seeleute sind weltweit auf Schiffen unterwegs. In den Häusern der Seemannsmission finden sie Aufnahme, Möglichkeiten zum Telefonieren mit den Verwandten und ein offenes Ohr beim Seemanns-Pastor. Dieser geht auch an Bord der einlaufenden Schiffe, führt seelsorgerliche Gespräche und hilft bei praktischen Problemen.

Bis zu 15 Schiffe besuchen die Seemannspastoren in den Bremer Häfen. Sie sind für alle Belange des seemännischen Alltagslebens da. Die Seeleute leiden vielfach unter der kulturellen Isolierung, der sprachlichen Einsamkeit und dem kaum endenden Arbeitstag. An Bord fehlen oft auch Angebote um die wenige Freizeit sinnvoll gestalten zu können. Die Deutsche Seemannsmission ist Mitglied des Diakonischen Werkes der EKD.

Seemannsmission