Bewahre die Kirche für die Nachfahren

Gedanken, warum es die Kirche braucht

21. Juli 2004


Die sozialen Einrichtungen der Kirche sind wichtig. Aber viel wichtiger ist der Stoff aus dem die Nächstenliebe ist. Da ist die Kompetenz der Kirche unersetzlich. Kirche schützt den Boden, aus dem die soziale Verpflichtung füreinander quillt. Kirche ist nicht die Liebe, aber sie hütet das Wissen vom Quellgrund der Liebe. Dass Gott, der Grund des Seins, Liebe ist und nicht explodierende Natur, das ist der Grund für humanes Denken. Wir machen die Liebe nicht, bestenfalls gehen wir der Liebe an die Hand, wir Erfindungen Gottes. Die Humanität ohne jüdisch-christliche Wurzel ist eine abgeschnittene Blume. Wir müssen uns wissen als einen Hauch vom Atem der Welt; ich, du - ein Stück der Bejahekraft des Alls, das macht unsere Würde.

Einander zu bestärken, dass Gott, die Liebe, uns will und braucht, dazu ist Kirche da. Kirche weiht in das religiöse Wissen der Menschheit ein, erzählt die Bilder des Heils. Die Taufe sagt dem Neugeborenen zu: Gut, dass Du da bist, einzigartig, wunderbar, nicht wegen irgendwelcher Zwecke. Und Kirche traut Menschen, erklärt sie einander von Gott anvertraut und zugemutet.

Weder kann man ernsthaft Kinder wollen auf eigene Rechnung, noch eine Ehe schließen auf Verdacht. Für Kinder müssen wir uns berufen wissen vom Leben, und bei der Trauung muss ich die Ehe wollen, mindestens bis dass der Tod sie scheidet; sonst sollte man sich loslassen für die, den Richtigen. Und zu Grabe kommt, was sterblich ist an uns, wir aber werden heimgeholt ins "Haus von Licht". Darum hat jeder Abgelebte ein Recht auf einen liebevollen Nachruf und die Zurückbleibenden brauchen ein Gebet. Wer weiß die Belege aus dem Frömmigkeitsschatz der Menschheit? Wer hütet den Herd der Gewissheit und des Trostes? Wer hört zu und stiftet zu Geselligkeit und Hilfe an im Quartier? Wer, wenn nicht Kirche und seine Hüter und Hirtinnen?

Du kannst nicht selbst Kirche sein. Du nimmst so viel aus dem Schatz des christlichen Glaubens, dann stärke auch die Kirche. Kirchensteuer ist dabei das Wenigste, ist ja nur das Minimum, was ich als Christ fairerweise sonntags in die Kollekte geben müsste. Wer Kirchensteuer spart, spart letztlich nur für die Nachkommen. Die haben mehr davon, wenn sie eine intakte Kirche erben, damit auch sie noch Humus für ihre Humanität haben.

Gastbeitrag von Pastor Traugott Giesen, Sylt