Widerstand um der Menschenwürde willen

EKD würdigt die Frauen und Männer des 20. Juli

19. Juli 2004


Die Widerstandskämpferinnen und -kämpfer des 20. Juli starben nicht umsonst. "Ihr Vorbild wirkt weiter", erklärte der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, im Gedenkgottesdienst im Berliner Dom. Der Aufstand für die Würde des Menschen habe sie in die Verschwörung geführt, schweren Herzens entschieden sich einzelne zum Attentat. Sie hatten erkannt: "Wo Untätigkeit zur Mitschuld würde, entsteht eine ethische Pflicht zum Widerstand." Mit der Bezeichnung "Frauen und Männer des 20. Juli" seien die Bekannten ebenso gemeint wie die Ungenannten, deren Wirken in keinem Geschichtsbuch festgehalten sei. "Wir meinen diejenigen, die unmittelbar an dem gescheiterten Attentat beteiligt waren, ebenso wie diejenigen, die ihren Widerstand in Renitenz, Befehlsverweigerung oder Desertion zum Ausdruck brachten."

Die Wahrnehmung der Verbrechen an den Juden, an der russischen Zivilbevölkerung oder auch die Fürsorgepflicht für die eigenen Soldaten brachte die Verschwörer dazu, über ein Leben nach Hitler nicht nur nachzudenken oder bei Deutschlands Kriegsgegnern dafür zu werben, sondern es herbeiführen zu wollen. Dass es notwendig werden würde, "dem Rad selbst in die Speichen zu fallen" erkannte zum Beispiel der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer bereits 1933.

Die Gesellschaft und auch die Kirche habe sich lange schwer getan, das Planen und Wagen der Frauen und Männer des 20. Juli zu würdigen. Es sei unterschieden worden zwischen dem passiven Widerstand etwa des "Predigers von Buchenwald", Paul Schneider, und dem aktiven Widerstand der Verschwörer. Dabei haben sie alle ihren Protest laut werden lassen, so Huber. "Sie sind alle - je auf ihre Weise - für die Würde des Menschen aufgestanden." Die Zuwendung Gottes zum Menschen "ruft uns in die Verantwortung für die Welt." Gerade dort müsse die Stimme erhoben werden, wo die Gesellschaft das Schreien der Leidenden überhöre. Er denke dabei besonders an die Opfer von Unfrieden und Hungersnot im Sudan, erklärte der Ratsvorsitzende.

Predigt des EKD-Ratsvorsitzenden