Erinnerung an einen Vordenker

Vor 350 Jahren ist Johann Valentin Andreae gestorben

25. Juni 2004


Johann Valentin Andreae ist einer der großen Persönlichkeiten des deutschen Protestantismus. Durch sein Denken und seine Veröffentlichungen wurde der Württemberger einer der geistigen Vorläufer so unterschiedlicher Geisteshaltungen wie des Pietismus und der Aufklärung. Der Theologe Andreae starb vor 350 Jahren, am 27. Juni 1654.

Schon im frühen 17. Jahrhundert ist er für eine weltweite Bruderschaft von Theologen und Naturwissenschaftlern eingetreten, die alles Wissen der Welt vereinen sollte - einschließlich dem Wissen vor-christlicher und nicht-christlicher Völkern. Andreae wollte - hundert Jahre nach Martin Luther - eine Generalreformation von Kirche und Gesellschaft. Er versuchte, nach dem verheerenden 30jährigen Krieg nochmals die gesamte Gesellschaft in der Kirche zusammenzuführen. Eine Folge seines Einsatzes können junge Menschen heute noch spüren: 1648 wurde in Württemberg als erstem Land Europas die allgemeine Schulpflicht für Jungen und Mädchen eingeführt.

Der 1586 in Herrenberg geborene Pfarrersohn erwarb sich eine breit angelegte Bildung. Bei Studienreisen lernte er in Genf die Traditionen Calvins kennen. Als Pfarrer und Dekan versuchte er, das sittliche Leben in seinen Gemeinden zu verändern: Fluchen, Üppigkeit, Zank und Hass wollte er zurückdrängen. In der kleinen Schwarzwaldstadt Calw setzte Andreae sich dafür ein die Narben des Krieges zu mildern. Dabei lernte er den württembergischen Herzog kennen, der ihn 1639 zum Hofprediger und Konsistorialrat ernannte.

Nach Einschätzung des Kirchenhistorikers Martin Brecht wollte er "die Menschen zum Christentum erziehen". Mit seinem Bestreben, eine vollkommene Gemeinde zu schaffen, hat Andreae spätere Generationen tief beeindruckt. Der Pietismus-Begründer Philipp Jakob Spener hat sich oft auf ihn berufen, viele seiner Anregungen, etwa zum geheiligten Leben und zur Kirchenzucht, aufgenommen. Herder würdigte in ihm einen "Lehrer der Menschheit" und sah in seinen Schriften "eine wahre Arznei für die geheimen Wunden der Neuzeit".