Manieren als Kultur der Achtsamkeit

Weithin vergessenes Thema ist wieder "in"

01. Juni 2004


Das Thema "Manieren" ist "in". Die Deutschen studieren Manieren-Fibeln und besuchen Etikette-Kurse. Im Unterhaltungsprogramm des Fernsehens läuft die "Große Benimm-Show". In den Schulen wird diskutiert, ob ein "Benimm-Unterricht" eingeführt werden soll. Ein weithin vergessenes Thema findet wieder Beachtung. Aber Manieren sind weit mehr als ein Set von äußerlichen Verhaltensregeln, die man lernen und einüben kann. Sie sind Ausdruck einer inneren Haltung. Als Kern der Manieren erweist sich eine Kultur der Achtsamkeit, ein Umgang miteinander, in dem sich die Liebe zum Nächsten wie zu sich selbst spiegelt.

Aber gute Manieren fallen nicht vom Himmel, und sie wachsen nicht auf jedem Boden. Eine Kultur der Achtsamkeit braucht Quellen, aus denen sie sich speist, und Kräfte, von denen sie lebendig erhalten wird. Was trägt das Christentum, was trägt speziell der Protestantismus heute dazu bei, den Boden zu bereiten, auf dem gute Manieren wachsen?“

Dies ist die leitende Fragestellung der Beiträge, die im jetzt von der EKD veröffentlichten Buch "Die Manieren und der Protestantismus. Annäherungen an ein weithin vergessenes Thema" abgedruckt sind. Sie gehen auf eine Tagung zurück, auf der sich der Rat der EKD und die Leitenden Geistlichen mit dem Thema "Manieren" beschäftigt haben. Gast dieser Tagung war unter anderem Asfa-Wossen Asserate. Sein Buch über "Manieren", aus dem zwei Kapitel in der Publikation abgedruckt sind, hat zur neuen Aufmerksamkeit für das Thema beigetragen. Weiterhin ist eine weit gespannte Darstellung von Professor Jan Rohls über „Der Prozess der Zivilisation und der Geist des Protestantismus“ zu lesen. Ergänzt wird dies durch eine Bibelarbeit über einen Abschnitt aus dem biblischen Buch Jesus Sirach vom Vizepräsidenten des EKD-Kirchenamts, Hermann Barth, und eine Morgenandacht von Bischof Axel Noack. Diese Texte lassen spüren, in welcher Intensität biblische Texte der "Kultur des Alltags" zugewandt sind und wie viel sich daraus für ein heutiges Nachdenken über das Thema lernen lässt.

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