Suchmaschinen an Verantwortung erinnert

Crossbot setzt Bertelsmann-Verhaltenskodex um

13. Mai 2004


Die Anzahl der Informationen im Internet steigt stetig. Um sich in dieser verwirrenden Informationsflut zurecht zu finden, nutzen viele Menschen Suchmaschinen. Von ihnen wird beeinflusst, was die Menschen zu einzelnen Stichworten im Internet finden und somit wahrnehmen. Unter welchen Kriterien die angezeigten Ergebnislisten zustande kommen, wird von den Betreibern aber oftmals verschwiegen. Als "Gatekeeper" des Internet bezeichnet Prof. Marcel Machill von der Universität Leipzig die Suchmaschinen. Sie hätten publizistische Macht und seien nicht einfach neutrale Rechercheinstrumente. Machill ist Leiter der Untersuchung "Transparenz im Netz", die die Bertelsmann Stiftung in den letzten zwei Jahren durchführte. Auf der Abschlusstagung in Berlin wurde ein Verhaltenskodex für Suchmaschinen vorgestellt, der die Betreiber an ihre gesellschaftliche Verantwortung erinnert. Mehr Transparenz für die Nutzer und die Einhaltung der Bestimmungen des Jugendschutzes stehen bei dieser Selbstverpflichtung im Vordergrund.

In einem Leistungsvergleich wurden die Bedienerfreundlichkeit und die inhaltliche Qualität der Ergebnislisten verschiedener Suchmaschinen untersucht. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass viele Suchmaschinen durch Missbrauch von außen beeinflusst werden könnten und so "irrelevante" Internetseiten Zugang zu den Trefferlisten bekämen (sog. Spamming). Gerade die Anbieter jugendgefährdender Inhalte versuchten unter Vortäuschung harmloser Tatsachen auf die erste Seite der Trefferliste zu kommen. Die Position eines Angebots in der Trefferliste bestimmt die Aufmerksamkeit, die es von den Nutzern erfährt. "Wir müssen lernen, worin die Macht dieser Maschinen besteht, wie sie funktionieren, und wer sie wirklich in Gang setzt. Wozu sie gebraucht werden und wie man sie missbrauchen kann. Letztlich heißt das Suchwort 'Kompetenz'", so resumiert Dr. Norbert Schneider, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, auf der Tagung.

Die Suchmaschine Crossbot der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat mit als erste den vorgeschlagenen Verhaltskodex zum Bestandteil der Nutzungsbedingungen gemacht. Damit ist ein erster Schritt zu mehr Transparenz im Markt der Suchmaschinen getan. Bleibt die Hoffnung, das weitere Anbieter in Form dieser Selbstverpflichtung den Verhaltenskodex zum Qualitätsmerkmal ihres Angebots machen.

Verhaltenskodex von Crossbot

Studie "Transparenz im Netz" der Bertelsmann-Stiftung