Raum für Leib und Seele

Stuttgarter Vesperkirche hat zum 10. Mal geöffnet

06. Februar 2004


Leben an sich ist bisweilen nicht einfach. Aber Überleben ist für manche Menschen wirklich schwer. Überleben ist Kampf, ist Stress, ist Verzweiflung, ist Not. Zu überleben versuchen Menschen, die kein Dach über dem Kopf, kein Geld auf dem Konto, kein Essen im Kühlschrank haben. Zu überleben versuchen Menschen, die seit Jahren arbeitslos sind oder überschuldet oder krank. Zu überleben versuchen Menschen, indem sie sich zu Hause einschließen oder betteln oder auf den Strich gehen.

An die Menschen dachte der Stuttgarter Pfarrer Martin Friz als er vor über zehn Jahren bei einem Gespräch die Idee äußerte, dass er für alle, die es brauchen, eine Kirche während der kältesten Wochen im Jahr öffnen, ihnen warmes und gutes Essen anbieten und Raum zum Leben schenken wolle. Was im Herbst 1994 noch ein Traum war, wurde weniger Wochen später Wirklichkeit: Unzählige Geldspenden und freiwillig Mitarbeitende haben die Stuttgarter Vesperkirche entstehen lassen.

Nun hat dese ungewöhnliche Aktion in der Stuttgarter Leonhardskirche zum zehnten Mal von Januar bis zum 20. März geöffnet. Dazu sind in acht weiteren Städten im deutschen Südwesten ähnliche Aktionen entstanden. Allein in Stuttgart werden für eine Aktion knapp 200.000 Euro gespendet. Allein in Stuttgart arbeiten etwa 800 Ehrenamtliche mit – und schenken so Menschen, die nichts haben und besitzen, für neun Wochen einen Raum zum Leben.