„Distanzierte“: Herausforderung für die Kirche

Vierte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD

15. Oktober 2003


„Die Verbundenheit der Kirchenmitglieder mit ihrer Kirche bleibt relativ hoch“, resümiert der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, in einem Statement zur Veröffentlichung der Vierten EKD-Erhebung über die Kirchenmitgliedschaft. Der Anteil der mit der Kirche ziemlich oder sehr stark verbundenen Mitglieder sei in den vergangenen 30 Jahren etwa gleich geblieben; die Taufbereitschaft unter evangelischen Eltern sei stetig gewachsen. So ließen 95 Prozent der Kirchenmitglieder ihre Kinder taufen. „Die Amtshandlungen werden als herausragende biografische Aktualisierungen des Kirchenverhältnisses wahrgenommen“, sagte Kock.

Auffällig sei, dass die evangelischen Kirchenmitglieder die Art und Weise ihres Christseins eigenständig gestalteten. „Das wird besonders deutlich an Fragen nach den Merkmalen des Evangelischseins, nach der Kirchgangshäufigkeit oder nach der inhaltlichen Bestimmung des Glaubens an Gott.“ Darum dürfe das Leitbild einer Kirche, die unterschiedliche Gestaltungen der Kirchenmitgliedschaft akzeptiert und Spielräume für Nähe und Distanz lässt, nicht zu Gunsten einer Konzentration auf den Gemeindekern aufgegeben werden. Die „distanzierte Mitgliedschaft“ sei zu einer eigenständigen Form protestantischen Kirchenverhältnisses geworden.

Kock würdigte die wachsende Relevanz und Professionalität kirchlicher Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit und die „breit angelegte Umorientierung weg von der Privatisierung des  Religiösen hin zur Teilnahme am öffentlichen ethischen und politischen Diskurs.“ Dennoch sei nicht „alles in Butter“: Weitere Bewertungen und Interpretationen, auch der neu aufgenommenen Fragen nach Weltsichten und Lebensstilen, könne erst die differenzierte Auswertung der Untersuchung ergeben.