... du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit

In den Kirchen wird das Erntedankfest gefeiert

02. Oktober 2003


Für die einen war es der Sommer des Jahrhunderts. Wochenlang strahlender Sonnenschein, heiße Tage, laue Nächte. Für die anderen war es ein Katastrophensommer. Trockenheit und sengende Hitze haben die Felder ausgedorrt und die Arbeit eines Jahres zerstört, mancherorts vielleicht eine Existenz ruiniert. Segen oder Fluch?

Am ersten Sonntag im Oktober wird in den Kirchen das Erntedankfest gefeiert, der traditionelle Abschluss der Erntezeit. Der Sommer endet mit einem Dank an Gott für die Ernte, für den Ertrag eines Jahres, der das satte Überwintern sichern möge. Aller Orten sind die Kirchen festlich geschmückt, mit Obst und Gemüse, mit Kornähren und Blumen. Auch wenn immer weniger Menschen mit dem Kreislauf von Säen, Wachsen und Ernten noch unmittelbar in Berührung kommen, ist es doch gut, dass das Erntedankfest seinen festen Platz im Jahreslauf der Kirche hat. Es erinnert daran, dass kein Mensch sein Leben in der Hand hat. Im vergangenen Sommer ist wieder deutlich geworden, wie sehr wir - trotz allen Fortschritts - abhängig sind.

Erntedank ist darum nicht nur ein Dank für reich gefüllte Scheunen. Das Fest ist eine Gelegenheit, auf Erfolge und Gelungenes, auf sorglose Wochen und Monate zurückzublicken. Aber es gehört auch die Klage über Niederlagen und Dürrezeiten dazu. Beides hat seinen Ort im Gottesdienst am Erntedankfest. Seit Jahrhunderten richten sich Menschen mit Lob und Klage an Gott als den Schöpfer. Darin drückt sich das Vertrauen aus, dass Gott das Leben schenkt und es auch bewahren will. Zeugnis davon gibt der Vers für das Erntedankfest aus dem 145. Psalm: Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, nach deinem Wohlgefallen.