Der Mensch und das Grün

Das Grün und der Mensch

22. April 2003


Am Anfang ist das Grün. Mit jedem Frühling steht es wieder für den Neubeginn. Der immer gleiche und dennoch stetig sich verändernde Kreislauf des Werdens und Vergehens. Erst kommt das Licht und setzt das Schwungrad in Bewegung. Dann taut der Boden auf. Mit einem Male lohnt für Baum und Strauch sich's wieder, Blatt auf Blatt in laue Lüfte sprießen zu lassen. Wer mag sich noch erinnern? Grau und braun die Welt? Lass es vergessen bleiben bis in den November.

Wir haben Grün in unserem kollektiven Gedächtnis als Farbe des Lebens eingestanzt. Rot lodern die Feuer der Macht. Blendend gelb leuchtet die Sonne der Wahrheit. Im tiefen Blau der Nacht schimmern melancholische Träume. Wo Menschen Fruchtbarkeit benennen, wo sie dem Wunsch nach Wachstum und Frische Farbe geben wollen oder ihrer Hoffnung auf Freiheit und Grenzenlosigkeit, entscheiden sie sich für grün. Das war schon immer so.

Reines, volles Grün sättigt. Darauf vertrauen die Menschen seit uralten Zeiten. "Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grüner Aue und führet mich zum frischen Wasser", dichtet der Psalmist des Alten Testaments.

Und neuerdings trägt es den Stempel wissenschaftlicher Erkenntnis. Grün ist die Farbe des Korans. Die Maler des Mittelalters wählten Grün als Farbe des Kreuzes Christi. Und auf den Freiheitsbannern des 19. Jahrhunderts stand Grün für Aufbruch, für Demokratie und Republik.

Quelle: Chrismon