Sklaverei heute - "Gefangen sind die einen ..."

Internationaler Tag der Menschenrechte 2002

06. Dezember 2002


Mitten in den Advent fällt der Internationale Tag der Menschenrechte am 10. Dezember. Er gibt Anlass, an die Menschen zu denken, die unterdrückt sind und in ihrer Würde verletzt werden, die gezwungen sind, in sklavenähnlichen Verhältnissen zu leben. Sie leiden unter einer der ältesten Formen der Unterdrückung. Bei Sklaverei denken wir vor allem an vergangene Zeiten, an Geschichten aus der Bibel, die von Sklavinnen und Sklaven handeln, oder an die Verschleppung von Menschen aus Afrika, die völlig entrechtet zum Eigentum von anderen Menschen wurden. Offiziell ist Sklaverei weltweit abgeschafft.

Doch heute ist zu erkennen, dass sich neue Formen der Sklaverei gebildet haben und weiterhin praktiziert werden: Schuldknechtschaft, Menschenhandel, Zwangsarbeit von Kindern, Frauen und Männern. Armut bringt viele Menschen in extreme Abhängigkeit. So entstehen Ausbeutungsverhältnisse, die mit der früheren Sklaverei vergleichbar sind. Menschen sind gezwungen, zu überhöhten Zinsen Geld zu leihen, um überleben zu können. Ihre Gläubiger nötigen sie, für wenig Geld und unter härtesten Bedingungen zu arbeiten. Wenn wir an Menschen denken, die heute in sklavenähnlichen Verhältnissen leben, glauben wir, dass es so etwas in Deutschland nicht gibt. Aber es gibt diese Verhältnisse auch in unserer unmittelbaren Umgebung.

Viele Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus wurden mit falschen Versprechungen auf gut bezahlte legale Arbeit nach Deutschland angeworben. Sie mussten sich verschulden, um hierher zu kommen und gerieten in Abhängigkeiten. Hier können sie sich kaum dagegen wehren, wenn sie bei der Arbeit ausgebeutet und um den versprochenen Lohn betrogen werden, denn sie haben keine andere Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu sichern und keine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung. Deutschland ist ein Hauptziel- und Durchgangsland des internationalen Frauenhandels. Frauen werden mit falschen Versprechungen nach Deutschland geholt und hier gefangen gehalten, misshandelt, vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen. Auch Kinder werden gefangen gehalten und zur Herstellung von Pornographie missbraucht.

SKLAVEREI HEUTE - „Gefangen die einen...” Menschen - in Deutschland und weltweit. Menschen, die keine Stimme haben. Unser aller Aufgabe ist es, den Sprachlosen dieser Welt unsere Stimme zu geben.