"Was ist der Mensch?"

Schwerpunktthema der EKD-Synode im November

23. Oktober 2002


Die EKD-Synode befasst sich bei ihrer diesjährigen Tagung vom 3. bis 8. November  mit dem Schwerpunktthema "Was ist der Mensch?", einem Zitat aus Psalm 8 angelehnt: "Was ist der Mensch, dass Du seiner gedenkst?" Dieser Text aus dem Alten Testament über die Stellung und Bedeutung des Menschen ist bereits vor einem Jahr als Schwerpunkt gewählt worden, durchaus also noch unter dem Eindruck des 11. September 2001 und den damit aufgebrochenen Fragen nach Größe und Grenze, nach Glanz und Abgrund des Menschen. Um aber dieses etwas große Thema zu konkretisieren, wird der Vorbereitungsausschuss der Synode vorschlagen, einen doppelten Erkenntnis- und Diskussionsprozess zu verfolgen.

Zuerst soll eine Art "Kaleidoskop des Menschlichen" entfaltet werden im Blick auf die Frage, wer denn heute der säkulare und durchweg diesseitig orientierte moderne Mensch ist, wie er lebt, was ihn ausmacht, worüber er weint und was ihm wichtig ist. Bei diesem Schritt sollen nicht nur "bilderstarke" Vorbereitungsmaterialien helfen, sondern auch das Referat der Chefin des Allensbacher Instituts, Frau Renate Köcher. Dabei wird es wichtig sein, dass der heutige Mensch nicht zuerst und nicht vor allem "defizitär" beschrieben wird, also als einer, der zuwenig glaubt, der zu wenig in die Kirche geht, der zu viel Pluralität und zu viel Freiheit will usw., sondern als einer, "der liebt und lacht, sich anlehnt und vertraut" (H. Grönemeyer: "Mensch").

Weiter wird es darum gehen zu formulieren, das gerade dieser säkulare Mensch ein Geschöpf Gottes ist und unverlierbar bleibt. So sollen gleichsam "Standards des Menschlichen" (der Menschenwürde) formuliert werden, die aus christlicher Sicht auch dann noch gelten müssen, wenn die Zahl der Glaubenden und damit der gesellschaftspolitische Einfluss der Kirchen noch kleiner werden sollte als er jetzt schon scheint. Der moderne Mensch wird so mit einer Würde ausgezeichnet, die ihm nicht aufgrund seiner Kompetenzen, Anstrengungen und Leistungen zukommt, sondern aus der "geglaubten Tatsache", dass auch der säkulare Mensch Gottes Geschöpf ist und unverlierbar bleibt. Was dies im Einzelnen heißt, soll das Referat des Theologieprofessors Wilfried Härle aus Heidelberg entfalten.

Die aktuelle Berichterstattung von der Synodaltagung wird wieder auf diesen Seiten erfolgen.