"Es ist noch eine Ruhe vorhanden...."

Wort zum Männersonntag am 20. Oktober 2002

17. Oktober 2002


Ruhe - ein Thema für Männer? Schön wäre es ja! Aber wo ist denn diese Ruhe vorhanden? Wo ist sie erfahrbar? Ist das nicht alles ein frommer Wunsch?

Das neue Jahresthema der Männerarbeit wird unterschiedliche, aber wohl in erster Linie eher fragende Reaktionen auslösen. Denn das gegenwärtige Männerleben ist in der Regel durch andere Erfahrungen gekennzeichnet, die weniger mit Ruhe, sondern mehr mit Stress und Druck zu tun haben. Diese Erfahrungen hängen oft damit zusammen, dass Menschen bestimmte "Glaubenssätze" verinnerlicht haben, wie sie die moderne Stressforschung beispielhaft benennt:

Du bist akzeptiert, wenn du alles möglichst perfekt erledigst.

Du bist akzeptiert, wenn dir alles möglichst schnell von der Hand geht.

Du bist akzeptiert, wenn du stark bist und Schwäche und Ratlosigkeit nicht zu erkennen gibst.

Du bist akzeptiert, wenn du es allen recht machst.

Das Wort aus dem Hebräerbrief stellt diese Glaubenssätze in Frage. Männerleben ist nicht Perfektion im Dauerstress. Das Bild von der verheißenen Ruhe Gottes meint vielmehr: Menschen haben ein Recht auf Ruhe. Sie brauchen Orte der Ruhe, um sich ihrer Identität zu vergewissern und gelassener mit Erwartungen und Anforderungen umzugehen: Ich darf Fehler machen und muss nicht perfekt sein. Ich nehme mir die Zeit, die ich für bestimmte Aufgaben brauche. Ich verliere nicht mein Gesicht, wenn ich um Hilfe bitte.

Das Vertrauen in die verheißene Ruhe Gottes macht Menschen stark, den Wettlauf des "immer schneller" als modernen Götzen zu entlarven und gegen diese Fremdbestimmung selbstbewusst geschenkte Zeit zu leben.

weitere Informationen zur Männerarbeit der EKD:
www.maenner-online.de