"Was Familien brauchen"

Familienpolitische Stellungnahme des Rates der EKD

10. Oktober 2002


Umfangreichere Betreuungsangebote für Kinder, ein gerechter Familienlastenausgleich sowie eine Alterssicherung, in der Erziehung und Pflege genauso anerkannt werden wie Erwerbsarbeit: dies sind die wesentlichen Forderungen einer aktuellen familienpolitischen Stellungnahme des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der Rat tritt dabei für die Wahlfreiheit von Eltern zwischen Beruf und Kindererziehung ein. Er ermutigt Eltern, Kindererziehung biographisch einzuplanen, sieht aber ein ausreichendes Angebot an "familienunterstützenden Einrichtungen" als nötig an.

In der Geborgenheit einer Familie aufzuwachsen ist längst nicht mehr selbstverständlich; mit zunehmender Anzahl von Ein-Personen-Haushalten geht nicht mehr jeder Wunsch in Erfüllung, in Krankheit und Alter, Krisen und Umbruchsituationen Familienmitglieder um sich zu haben, die stützen und pflegen, beraten und trösten. Und doch ist die Familie - so hat es der Rat der EKD 1994 in einem Wort aus Anlass des Internationalen Jahres der Familie formuliert - "eine Schule der Mitmenschlichkeit". Die Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass Menschen behütet aufwachsen und sorgsam herangebildet werden. Kinder und Erwachsene brauchen die Familie als Ort verlässlicher Beziehungen, als Lern- und Übungsfelder für soziales Verhalten, wo Hilfsbereitschaft erfahren wird und unbedingtes Füreinander-Dasein sich bewährt. Persönlichkeit und Stabilität eines Menschen erfahren ihre Begründung und ihre Reifung im Schoß der Familie.

Aber man muss die Perspektive auch umkehren: Damit Familien die Aufgaben und Lasten tragen können, brauchen sie nicht nur einzelne starke und belastbare Mitglieder. Sie brauchen auch ein intaktes Umfeld, dazu gehören Begleitung durch Nachbarn, Zuwendung von Freunden und die flankierende Unterstützung von Gesellschaft und Staat. Sie brauchen ein kinderfreundliches Umfeld. Dazu wollen die Kirchen beitragen durch eigene Angebote, aber auch durch ihr gesellschaftliches Engagement. Unter der Überschrift "Was Familien brauchen" konzentriert sich der hier vorgelegte EKD-Text Nr. 73 auf familienpolitische Fragen.

Text im Wortlaut