Menschen wie "Du und ich"?

Oder "sind Fußballer unsere wahren Götter?"

04. Juni 2002


Sind Fußballer unsere wahren Götter? Mit dieser Aussage soll die Frage nach dem Sinn des Lebens unter einem sportlichen Blickwinkel ins Spiel gebracht werden. Sport ist ein wichtiger Bestandteil im Leben vieler Menschen. Im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit steht dabei der Spitzensport. Welche Einstellung ist den Sportstars gegenüber angebracht? Wer hinter die Kulissen des Spitzensports blickt, sieht schnell, dass Athletinnen und Athleten, aber auch Funktionäre und Betreuerinnen Menschen sind „wie Du und ich“: mit Stärken und Schwächen, Hoffnungen und Befürchtungen, Erfolgen und Niederlagen, kleinen und großen Sehnsüchten und Träumen.

Was macht Fußballer dann aber so besonders in unseren Augen? Sie sind durch ihre Leistungen und manchmal auch durch ihren Verdienst in höchste Höhen gerückt. Durch die Medien erscheinen sie uns jedoch ganz nahe. Sie erklimmen schon in jungen Jahren Stufen auf der Erfolgsleiter, die anderen ein Leben lang versperrt bleiben. Sie sind aber auch einem Erwartungsdruck ausgesetzt, der extrem belasten kann. Und sie müssen nach bitteren Niederlagen die Kraft zum Weitermachen finden. Als „Götter“ sind sie allemal überfordert. Oliver Kahn, der Torhüter des FC Bayern und der Nationalmannschaft, antwortete auf die Frage nach dem „Fußball-Gott“ einmal: „Es gibt nur einen Gott - und der ist im Himmel!“

Deshalb kann man auf die Frage, ob Fußballer unsere wahren Götter sind, diese Antwort finden: Sportstars sind Menschen mit ganz besonderen Stärken. Die Frage „Woher gewinne ich Orientierung für mein Leben?“ bleibt davon unberührt. Sie bleibt die Frage nach Gott. Gerade wer im Spitzensport früh Erfolge feiert, merkt bald, dass diese allein noch kein erfülltes Leben garantieren. Und wer bittere Niederlagen durchleiden muss und dabei unter Umständen sogar noch von der Öffentlichkeit scharf kritisiert wird, der fragt vielleicht stärker als andere nach einem festen Halt im Leben. Der Sport kann einen wertvollen Beitrag zu einem zufriedenen, sinnerfüllten Leben leisten. Aber er allein reicht nicht aus. Und deshalb können Spitzensportler zwar nicht zu „Göttern“, aber durchaus zu „Vorbildern“ werden: Wenn Stars wie Oliver Kahn im Erfolg auf den verweisen, dem sie ihre sportlichen Gaben verdanken: auf diesen einen Gott im Himmel. Und wenn sie sich dann auch in der Niederlage von ihm getragen wissen.