Was würde Jesus dazu sagen?

Bischof Dr. Wolfgang Huber

Kolumne in der B.Z. am 23. Dezember 2005


Weihnachten ist das größte Fest der Christenheit. Viele Menschen lassen sich von der Stimmung dieses Festes anrühren. Vom Weihnachtslicht und von den Weihnachtsliedern. Gott wird Mensch. Kein christliches Fest strahlt so weit aus wie das Weihnachtsfest. Morgen ist es so weit.

Weihnachten ist das Fest der großen Erwartungen. Neben die Hoffnung auf Frieden für unsere Welt treten die ganz persönlichen Weihnachtswünsche: Es soll schneien, damit es „weiße Weihnachten“ gibt. Die Verwandtschaft soll verträglich sein. Und der Weihnachtsbraten muss gelingen.

Aber wenn es anders kommt als geplant? Regen statt Pulverschnee, Familienstreit statt Harmonie bei Kerzenschein. Ein zäher Braten anstelle einer zarten Gänsekeule. Die Kinder wollen nicht in die alten Weihnachtslieder einstimmen und der Weihnachtsbaum verliert schon am Heiligen Abend die ersten Nadeln. Wie schnell gerät Weihnachten dann zum Fest der großen Enttäuschungen!

Zwei Ratschläge will ich Ihnen geben. Der eine: Vergessen Sie nicht, dass Weihnachten mehr ist als ein Fest der Familie. Das Fest handelt von Maria und Joseph. Maria bringt ihr Kind in einer Krippe zur Welt. Das war nicht so geplant. Weihnachten bringt mehr, als man planen kann: Gottes Nähe unter armseligen Bedingungen, im Stall von Bethlehem. Feiern Sie wirklich Weihnachten und nicht irgend einen Ersatz!

Und mein zweiter Rat: Nehmen Sie es gelassen hin, wenn etwas anders läuft als geplant! Stimmen Sie nicht ein in die Rede vom „Weihnachtsstress“. Gehen Sie aufeinander zu, anstatt sich in starre Muster zu zwingen. Reden Sie nicht gleich von einer „Katastrophe“, wenn jemand nicht pünktlich zum Essen kommt.

„Du sollst dir kein Bildnis machen“ sagt die Bibel. Gott wird Mensch. Darum brauchen wir uns kein Bild mehr von Gott zu machen. Auch die Menschen um uns brauchen wir nicht in ein Bild zu pressen, dem sie sich unter allen Umständen zu fügen haben. Gerade an Weihnachten nicht.

An Weihnachten wollen wir nicht nur fragen, was Jesus dazu sagen würde. An Weihnachten sind wir gefragt: Was würden wir zu Jesus sagen?

Die Antwort eines Adventsliedes heißt: Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Diese Offenheit des Herzens wünsche ich Ihnen allen. Gesegnete Weihnachten!