Jahreswechsel: Kirchen rufen zu Zuversicht auf

Menschen mit Angst vor Zukunft brauchen Trost

30. Dezember 2015

Glocken im Turm der evangelischen Marktkirche Hannover. Foto: epd
Glocken im Turm der evangelischen Marktkirche Hannover. Foto: epd

Frankfurt a.M./München (epd). Mit Zuversicht und Optimismus in das neue Jahr: Dazu ermutigt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Die Menschen in Deutschland hätten Grund zu großer Dankbarkeit, erklärte er in einem am Mittwoch verbreiteten "Geistlichen Wort zum Jahreswechsel". Was in Deutschland an spontaner Hilfsbereitschaft in der Flüchtlingskrise sichtbar geworden sei, habe die Welt beeindruckt. Allerdings gebe es noch viel zu tun, wie die "beängstigend zunehmende Gewalt" gegen Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland zeige.

"Die politisch Verantwortlichen und die Zivilgesellschaft haben gemeinsam dafür gesorgt, dass mit dem Namen Deutschland gegenwärtig kaum jemand noch Gewalt und Krieg verbindet, sondern nun Humanität und mitmenschliche Solidarität in den Vordergrund gerückt sind", unterstrich der Repräsentant von rund 23 Millionen Protestanten in Deutschland. Es sei aber auch Demut nötig. In Europa würden die Menschen vor allem dann zur Nachahmung angeregt, wenn "wir in Deutschland nicht als die moralischen Lehrmeister auftreten", sondern ganz praktisch zeigten, wie Integration gelingen kann - selbst bei unterschiedlichen religiösen oder kulturellen Hintergründen", so der Theologe.

Manche Deutsche habe die Aufnahme von Flüchtlingen in großer Zahl aber auch Angst gemacht, räumte er ein. Es müsse daher deutlich gemacht werden, dass Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus die Ängste der Menschen anheizten und das Mitgefühl sabotierten. "Mit Christentum hat das jedenfalls nicht das Geringste zu tun", betonte Bedford-Strohm, der auch Landesbischof der evangelischen Kirche in Bayern ist.

Nach Ansicht des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung benötigen in der gegenwärtigen Weltlage viele Menschen Trost und Zuwendung. Über ein offenes Ohr und eine helfende Hand freuten sich vor allem die mehr als eine Million Flüchtlinge, die im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen seien, schreibt Jung in seiner am Mittwoch in Darmstadt verbreiteten Neujahrsbotschaft. Zuwendung benötigten aber auch diejenigen, die sich angesichts der Flüchtlingsbewegung "bei uns überfordert, unsicher und unbeachtet fühlen".

Jung, der dem Rat der EKD angehört, dankte den zahlreichen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit. "Es ist großartig, wie sich Tausende in unserem Land ganz praktisch für andere einsetzen. Wie sie bei der Hilfe für Flüchtlinge anpacken und warme Winterkleidung beschaffen. Wie sie in Notunterkünften Deutsch unterrichten oder Asylbewerber bei Behördengängen begleiten."

Es sei eine zentrale Aufgabe der kommenden Monate, "alle auf einen gemeinsamen Weg mitzunehmen", betonte der Kirchenpräsident, insbesondere diejenigen, die Angst vor einer ungewissen Zukunft hätten. Einheimische wie Flüchtlinge bräuchten Menschen, "die sich ihnen zuwenden und Mut machen, vertrauensvoll das neue Miteinander zu gestalten". Und Gott mache Mut, nicht vorschnell aufzugeben.

Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm betonte: Trotz allem, was die Menschen beschwere oder was im Hinblick auf den Zustand der Welt Sorgen bereite, solle man mit Vorfreude in dieses neue Jahr gehen: "Am Jahreswechsel zurückzuschauen und vorauszuschauen hilft uns bewusster zu leben." Es könne Trauriges sein, wie der Verlust eines Menschen. Oder es kann Freudiges sein, wie eine neue Liebe oder die Geburt eines Kindes. Bedford-Strohm erinnerte damit auch an die biblische Jahreslosung der christlichen Kirchen für 2016 aus dem Jesaia-Buch (66,13): "Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet."