Weltklimaabkommen: "Ein historischer Schritt"

Evangelische und katholische Kirche würdigen den "historischen Durchbruch" von Paris

14. Dezember 2015

Thermometer und Weltkugel auf einer Demonstration in Berlin vor dem Weltklimagipfel
Die umkämpfte Zwei-Grad-Marke für die globale Klimaerwärmung, in Szene gesetzt von Demonstranten auf dem "Global Climate March" in Berlin im November zum Start des Weltklimagipfels. (Foto: epd-Bild/Rolf Zöll

Paris (epd). Erstmals verpflichtet ein Abkommen alle Staaten zum Kampf gegen die Erderwärmung. Delegierte aus 195 Ländern verabschiedeten den globalen Vertrag am 12. Dezember zum Abschluss der Weltklimakonferenz in Paris. Spitzenpolitiker weltweit feierten den Beschluss als historischen Moment. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem "Wendepunkt" in der Geschichte. Auch Umweltorganisationen und Kirchen begrüßten das Abkommen, mahnten aber zugleich, auf die Worte rasch Taten folgen zu lassen. 

Der Vertrag tritt 2020 in Kraft und gilt für alle Staaten – anders als das Kyoto-Protokoll, das nur die Industriestaaten verpflichtete. Er setzt das Ziel, die Erderwärmung auf weit unter zwei Grad Celsius zu begrenzen und die Anstrengungen zu erhöhen, den Temperaturanstieg bereits bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts soll der Netto-Ausstoß an Treibhausgasen auf null gesenkt werden. Die selbstgesteckten Klima-Ziele der einzelnen Länder müssen laut Vertrag alle fünf Jahre überprüft und nachgeschärft werden. Armen Ländern wird finanzielle Unterstützung für Klimaschutz und Anpassung an die Erderwärmung zugesichert.

Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm würdigt den "großen Erfolg"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sprach von einem großen Erfolg – "trotz aller Schritte, die noch zu gehen sind". "Dass sich praktisch die ganze Welt verpflichtet, die notwendigen Reduzierungen in der CO2-Emission vorzunehmen, so dass der Klimawandel auf unter zwei Grad Celsius begrenzt werden kann und dass sogar als Ziel die Begrenzung auf 1,5 mit aufgenommen ist, ist ein historischer Schritt", sagte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten.

Zugleich dankte Bedford-Strohm allen, die sich vor UN-Konferenz für den Klimaschutz eingesetzt hatten: "All das Engagement der vielen Menschen überall auf der Welt, viele auch aus den Kirchen, die seit vielen Jahren genau darauf gedrängt haben, hat sich gelohnt." Unter dem Motto "Geht doch!" hatten die evangelische und die katholische Kirche, Entwicklungsdienste und Naturschutzverbände vor der Pariser Konferenz zu einem Pilgerweg für Klimagerechtigkeit eingeladen. Für die katholische Deutsche Bischofskonferenz erklärte Erzbischof Ludwig Schick: "Paris ist erst der Anfang". Es gehe nun darum, dass die Ziele des Abkommens ernsthaft angestrebt werden.

"Brot für die Welt" warnt vor Schlupflöchern im Vertrag

"Brot für die Welt" bezeichnete das Abkommen als "Signal für eine klimafreundliche Zukunft". Die Präsidentin des evangelischen Hilfswerkes, Cornelia Füllkrug-Weitzel, beklagte allerdings viele Schlupflöcher, die das Erreichen der Ziele infrage stellen könnten. Die Herausforderung bestehe darin, sofort mit einer ambitionierten Umsetzung des Abkommens zu beginnen. "Für die Bundesregierung bedeutet dies, im kommenden Jahr den Ausstieg aus der Kohle zu beschließen", erklärt sie.

Bundeskanzlerin Merkel würdigte das Abkommen als "Zeichen der Hoffnung, dass es uns gelingt, die Lebensbedingungen von Milliarden Menschen auch in Zukunft zu sichern". Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), die in der Schlussphase mitverhandelt hatte, äußerte sich "froh und erleichtert". Das Abkommen sei "anspruchsvoll und wirksam". "Ich bin zurückhaltend mit großen Worten. Aber heute kann ich sagen: Wir haben hier zusammen Geschichte geschrieben."

Ein Schritt auf einem langen Weg

US-Präsident Barack Obama erklärte, das Abkommen schaffe "die Rahmenbedingungen, die die Welt braucht, um die Klimakrise zu lösen". Er sieht den Vertrag auch als Verdienst seiner eigenen Regierung: Die USA seien in den vergangenen Jahren "zum globalen Führer im Kampf gegen den Klimawandel" aufgestiegen. Die Struktur des Abkommens mit verbindlichen und unverbindlichen Elementen ist stark danach ausgerichtet, dass es möglichst nicht vom republikanisch dominierten Kongress gestoppt werden kann.

Die Umweltorganisation WWF Deutschland lobte die zweiwöchige Konferenz als "Meisterstück der Klimadiplomatie". "Paris hat geliefert", sagte Regine Günther, Generaldirektorin Politik und Klimaschutz beim WWF Deutschland. Erstmals hätten sich alle Staaten auf gemeinsame, transparente Zielen und Regeln geeinigt, um den Klimawandel zu bekämpfen.

Greenpeace-Chef Kumi Naidoo bezeichnete den Vertrag als Fortschritt. "Worauf es aber wirklich ankommt ist, was nach dieser Konferenz passiert", erklärte er. Das Abkommen von Paris sei nur ein Schritt auf einem langen Weg. Nach den Worten von Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals wird "das Abkommen die Welt der Energie- und Klimapolitik verändern". Die Staaten hätten einen globale Energiewende angekündigt.

epd/ekd.de