Buß- und Bettag 2015

Trost in dunklen Zeiten

17. November 2015

Buss- und Bettag

Eigentlich ist der Buß- und Bettag für evangelische Christen ein Tag der Besinnung und der Neuorientierung im Leben. Es geht darum, inne zu halten und zurückzuschauen. Wo habe ich etwas falsch gemacht, wo bin ich vielleicht von meinem Weg abgekommen? Aber nicht nur die eigenen Fehler stehen im Mittelpunkt – auch gesellschaftliche Irrtümer sollen zur Sprache gebracht werden. Und davon gibt es ja eine ganze Menge: Unterdrückung, Ausbeutung, Ausländerhass, Umweltzerstörung, die Ausgrenzung von Armen und Obdachlosen … Doch 2015 steht der Gedenktag auch unter dem Schatten eines menschenverachtenden Anschlags. Die Trauer über die vielen Opfer ist noch ganz frisch.

Zu Gott rufe ich und er erhört mich

Kann man das vor Gott bringen? Wie drückt man das aus, wenn die eigenen Worte dafür fehlen? Im Psalm 77 heißt es: "Ich rufe zu Gott und schreie um Hilfe, zu Gott rufe ich und er erhört mich. In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn; / meine Hand ist des Nachts ausgereckt und lässt nicht ab; denn meine Seele will sich nicht trösten lassen. Ich denke an Gott – und bin betrübt; ich sinne nach – und mein Herz ist in Ängsten. Meine Augen hältst du, dass sie wachen müssen. Ich bin so voll Unruhe, dass ich nicht reden kann.“

Am Buß- und Bettag können wir die großen Fragen stellen – auch wenn wir nicht gleich die Antworten darauf finden werden. Wir können gemeinsam mit anderen im stillen Gebet mit Gott sprechen. Viele Gemeinden in ganz Deutschland laden, meist am frühen Abend, zu Andachten ein.

Fernsehgottesdienst am Buß- und Bettag

Der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm, wird im Gottesdienst in der Matthäuskirche in München predigen. Die ARD überträgt die Feier live ab 10.00 Uhr. Im evangelischen Gottesdienst bringen die Liturgen Pfarrer Gottfried von Segnitz und Stadtdekanin Barbara Kittelberger die Kraft des Gebets zur Sprache in Klage, Dank und Bitte. Gesungene Gebete, unter anderem Psalmvertonungen von Heinrich Schütz und Felix Mendelssohn-Bartholdy, bringt der Münchner Motettenchor unter der Leitung von Benedikt Haag zu Gehör. Die Orgel spielt Martin Wiedenhofer.

Über die Kraft des Gebets zum Buß- und Bettag

Das Gebet steht im Mittelpunkt der aktuellen Buß- und Bettags-Kampagne der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Sind die betende Hände auf dem Kampagnen-Motiv Ausdruck einer hilflosen Geste des Menschen? Oder vielmehr eine Möglichkeit des Menschen, in die Hand Gottes zu legen, was ihn bewegt und die Chance von dort aus auch Kraft zu bekommen für das, was er in der Welt zu tun hat? Mehr dazu unter: www.busstag.de

Hintergrund

Der Feiertag wurde vor einigen Jahren zum politischen Zankapfel: Der protestantische Buß- und Bettag, erstmals 1532 im mittelalterlichen Straßburg offiziell eingeführt, wurde 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen als gesetzlicher Feiertag ersatzlos gestrichen.

Von 1981 an war der Buß- und Bettag am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag dann wieder in der ganzen Bundesrepublik Deutschland gesetzlicher Feiertag. Seit seiner Abschaffung ist er nur noch im Bundesland Sachsen gesetzlicher Feiertag. In Bayern haben immerhin Schüler und Lehrer schulfrei.

mit epd