Schweinegrippe und Terrorgefahr

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

30. Juli 2009


Auch Panikmeldungen sind eine Form, das Leben zu bewältigen. „Grippe-Alarm“, „Krisenstab“, „Terrorgefahr“– solche Schlagzeilen ziehen uns in ihren Bann. Sie bringen unsere Angst auf den Begriff. Zur Zeit ist es die „Schweinegrippe“. Besonders beunruhigende Krankheiten werden neuerdings nach Tieren benannt: Schweinegrippe, Rinderwahn. Dafür versieht man Naturereignisse wie Hurricans mit menschlichen Namen: Katrina, Lee oder Maria.

Von täglich bis zu zehn neuen Fällen von Schweinegrippe ist in Berlin die Rede. In ganz Deutschland wurden vergangene Woche innerhalb von drei Tagen 1500 neue Erkrankungen gemeldet. In anderen Ländern verzichtet man auf solche Zählungen. In Deutschland zeigt vor allem das Ausmaß der geplanten Impfungen, wie groß man das Risiko einschätzt.

Panikmeldungen gehören zu unserer Zeit. Gleichzeitig mit dem Beginn der Urlaubszeit wurde von der vermehrten Ausreise von Islamisten nach Pakistan berichtet. Dass mit dem bevorstehenden Bundestagswahlkampf auch eine erhöhte Terrorgefahr verbunden sein kann, ist ernst zu nehmen.

Aber wir lesen all das am Frühstückstisch, auf dem Weg zur Arbeit oder bei der Fahrt zum Einkaufen. Das Leben verläuft in seinen alltäglichen Bahnen. Welche Bedeutung hat die Katastrophenfurcht für unseren Alltag? Drückt sich darin ein schlechtes Gewissen aus, weil wir ganz gut leben in Wohlstand und Frieden? Erinnern uns wenigstens Panikmeldungen daran, dass es eine absolute Sicherheit nicht geben kann?

Ein plötzliches Ereignis, ein Unfall oder eine Krankheit kann das ganze Leben von einem Moment auf den anderen umstürzen. Oft haben wir darauf keinen Einfluss. Mit dieser Ungewissheit leben wir. Wir sollten sie nicht durch Alarmismus verdrängen. Vor einer Infektion kann man sich heute aktiv schützen. Der Terrorabwehr widmet die Politik viel Aufmerksamkeit. Das eine wie das andere hat mit absoluter Sicherheit nichts zu tun. Deshalb ist es richtig, am vertrauten Rhythmus des Lebens festzuhalten. Darin braucht sich nicht Ignoranz zu zeigen. Es kann vielmehr der Ausdruck eines tiefen Gottvertrauens sein. Gott gibt uns die nötige innere Kraft, wenn wir sie bei ihm suchen.

Dietrich Bonhoeffer, der Berliner Theologe und Märtyrer, hat das in schwerster Zeit während des Nationalsozialismus so ausgedrückt: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.“