Gottes Segen

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

28. Mai 2009


„Gott segne unser Land.“ Drei Mal hat Bundespräsident Horst Köhler diesen Satz in der vergangenen Woche ausgesprochen. Einmal auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen und zweimal hier in der Hauptstadt. Die feierliche Rede beim Festakt zum 60. Geburtstag der Bundesrepublik und die Dankesrede nach seiner erneuten Wahl zum Bundespräsidenten beschloss er mit diesen vier Worten. „Gott segne unser Land.“

In Deutschland ist das noch nicht üblich, anders als beispielsweise in den USA. Es lässt aufhorchen. Und es ist ein wichtiges Signal. Wer Gott um seinen Segen anruft, der geht die Zukunft mit Vertrauen an. Er lässt sich nicht davon entmutigen, dass doch niemand sagen kann, wie es kommen wird. Er wagt es, wichtige Entscheidungen auch dann zu treffen, wenn ihre Wirkung nicht vollständig abzusehen ist. Das aber wird von der Politik heute verlangt.

Die sich weiter zuspitzende Wirtschaftskrise duldet kein Zaudern. Jetzt muss gehandelt werden. Daran arbeiten Politikerinnen und Politiker – oft bis zur Erschöpfung. Werden ihre Maßnahmen auch die erhoffte Wirkung haben? Lassen sich so Arbeitsplätze erhalten? Wird dadurch noch größerer wirtschaftlicher Schaden von unserem Land abgehalten? Oder ist der wachsende Schuldenberg für kommende Generationen die sichtbarste Folge? Werden die notwendigen Korrekturen am System gelingen? Oder geht es nach der Krise weiter wie vorher?

Niemand kann diese Fragen derzeit mit Sicherheit beantworten. Klar ist nur: Wer in dieser Situation nichts unternimmt, verschlimmert die Lage. Es muss etwas gewagt werden. Politiker, die dabei um Gottes Segen bitten, zeigen, dass sie nach bestem Wissen und Gewissen für die Menschen in unserem Land handeln. Und zugleich machen sie deutlich, dass der Erfolg nicht allein in ihrer Hand liegt.

Wer Macht hat, braucht Demut. Das ist bereits in unserem Grundgesetz festgehalten. Zu seinem 60. Geburtstag sollte man sich an seine ersten Worte erinnern. Die Präambel des Grundgesetzes stellt die „Verantwortung vor Gott und den Menschen“ allem anderen voran. Wer sich daran hält, weiß um seine begrenzte Zuständigkeit und lässt sich gleichwohl von Zuversicht leiten.

Gottvertrauen ist die Alternative zum Machbarkeitswahn.  Wer um Gottes Segen bittet, hofft auf ein gutes Ende. Wir sollten das alle tun. Gott segne Sie persönlich, Gott segne unser Land!