Werte und Gottvertrauen

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

02. April 2009


Hätten Sie es gewusst? Der barmherzige Samariter ist Bestandteil unserer Rechtsordnung. Jesus erzählt, wie ein Mann aus Samaria einem ausgeraubten und verletzten Mann hilft, der im Straßengraben liegt. Zuvor waren andere Reisenden an dem Mann vorbei gegangen. Fromme Leute waren dabei. Aber: Wer Gott die Ehre gibt, achtet die Würde des Menschen. Der „barmherzige Samariter“ wurde deshalb zu einem einprägsamen Bild für Nächstenliebe und Menschlichkeit. Dieses Bild hat entscheidend zu einer Kultur des Helfens beigetragen. Einen Hilfsbedürftigen lässt man nicht achtlos liegen. Deshalb gilt die unterlassene Hilfeleistung bei uns als Straftatbestand.

Ein anderes Beispiel: Auch strafbares Handeln löscht die Würde des Menschen nicht aus. Natürlich muss Schuld bestraft werden. Aber bis zur Todesstrafe darf es nicht gehen. Strafprozess und Strafvollzug achten die Würde des Angeklagten wie des Verurteilten. Das gilt unabhängig von seinen Taten. Denn jeder Mensch ist ein Geschöpf Gottes.

Solche Überzeugungen prägen unsere Kultur. Daran haben vor einigen Jahren evangelische  Kirchenkreise in Berlin erinnert. Dafür haben sie den Satz geprägt: „Werte brauchen Gott“. Mit einer Geringschätzung von Menschen, die ihre Wertüberzeugungen anders begründen, hat das nichts zu tun.

Der Fraktionsvorsitzende der Berliner SPD, Michael Müller, behauptet wider besseres Wissen, mit dem Satz „Werte brauchen Gott“ werbe die Bürgerinitiative ProReli für den Volksentscheid am 26. April. Das ist nicht der Fall. Natürlich haben Menschen auch ohne den Glauben an Gott ethische Werte. Gemeinsam treten Glaubende und Nichtglaubende dafür ein, dass Männer und Frauen gleiche Rechte haben und dass die Freiheit des Gewissens und der Meinung für alle gilt.

Aber für diese gemeinsamen Werte bildet das Christentum eine der unentbehrlichen Wurzeln. Gleichberechtigter Religionsunterricht trägt dem Rechnung.

Das ist zugleich ein guter Weg zur Integration. Eine neue Studie hat es gerade gezeigt: Die besten Voraussetzungen zum Verstehen fremder Religionen haben in Berlin Schülerinnen und Schüler, die christlichen Religionsunterricht erhalten haben. Wenn Schülerinnen und Schüler sich vertieft mit einer Religion oder einer ethischen Anschauung befassen, können sie qualifizierter miteinander diskutieren.

Religion ist etwas sehr Persönliches. Aber Privatsache ist sie nicht. Das, woran Menschen sich orientieren, prägt ihr Leben und damit unsere Gesellschaft im Ganzen.