Religionsunterricht und Integration

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

25. Februar 2009


Eine Terminentscheidung kostet mehr als zwei Millionen Euro. Dabei steht nur die Hälfte der Wahllokale zur Verfügung. Das sind die Folgen des Beschlusses, den Volksentscheid über Religionsunterricht und Ethik bereits am 26. April durchzuführen. Zusammen mit der Europawahl am 6. Juni wäre es billiger und demokratischer gewesen.

Nun hat Schulsenator Zöllner den Anspruch auf Alleinherrschaft kräftig herausgekehrt, von dem der Senat sich leiten lässt. Wer nicht am staatlichen Ethikunterricht teilnimmt, so behauptet er, sei ein „Verlorener für die staatliche Aufgabe der Integration“.

Man braucht jedoch nicht an einem staatlichen Ethik-Unterricht teilzunehmen, um integrationsfähig zu sein. Der Aussage des Senators muss deshalb in aller Klarheit widersprochen werden. Ganz abgesehen davon, dass Integration nicht allein eine staatliche Aufgabe ist.

Aus der Äußerung von Senator Zöllner spricht ein staatlicher Monopolanspruch. Er will den Staat allein darüber bestimmen lassen, nach welchen Werten sich Integration in unserer Gesellschaft vollzieht. Der entscheidende Wert unserer Gesellschaft ist jedoch die Freiheit. Gerade von ihr ist eine solche Vorstellung weit entfernt. Auch zwanzig Jahre nach der friedlichen Revolution ist die Freude über das Ende staatlicher Deutungshoheit groß.

Es wäre ein erbärmliches Zeugnis für die Schule im Ganzen, wenn das Bemühen um Integration auf zwei Wochenstunden beschränkt wäre. Es kommt jedoch darauf an, ob der Schulalltag von wechselseitiger Achtung geprägt ist. In den anderen Bundesländern steht Religionsunterricht selbstverständlich auf der Stundentafel. Niemand kann behaupten, dass Integration dort schlechter gelingt als in Berlin.

Christlicher Religionsunterricht macht Nächstenliebe und Barmherzigkeit zum Thema; sie sind Grundpfeiler jedes Nachdenkens über Integration. Religionsunterricht befähigt zum Gespräch zwischen den Religionen. Er hilft Schülerinnen und Schülern zur Klarheit über ihre eigene religiöse und ethische Haltung. Er bringt Schüler ins Gespräch. Dagegen ist das Verschweigen der religiösen Wurzeln und das Ausgrenzen spezifisch religiöser Themen kein Beitrag zur Integration. Damit wandert die Deutungshoheit in religiösen Fragen auf außerschulische Hinterhöfe ab.

Wenn der Senat schon so viel Geld für einen Volksentscheid ausgeben will, soll es sich auch lohnen. Deshalb hoffe ich, dass viele am 26. April an der Abstimmung teilnehmen: für eine freie Wahl zwischen Religion und Ethik.