Keine Rechnung auf Kosten der Umwelt

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

29. Januar 2009


In Berlin findet ein europäischer Jugend-Klima-Gipfel statt. Das nenne ich eine gute Nachricht. Mitten im Abwärtstrend der Wirtschaft halten Jugendliche die Klimafrage hoch. Aus Frankreich, Polen, Island, Kroatien und Deutschland stammen sie. Ihnen ist wichtig, was andere verdrängen. Es mögen noch so viele Milliarden Euro zur Bewältigung der Wirtschaftskrise bereitgestellt werden: Wenn wir darüber die Zukunft vergessen, kommt uns das noch teurer zu stehen.

Seit Dienstag dieser Woche sind die jungen Leute in unserer Stadt. Eine Woche lang lassen sie sich von Fachleuten in Klimafragen einführen. Mit Experten aus Politik, Medien und Wirtschaft diskutieren sie Probleme und Lösungsmöglichkeiten des Klimaschutzes.

Doch die jungen Leute wollen nicht nur miteinander reden, sondern praktisch etwas tun. Sie erarbeiten kurze Filme, die zeigen, wie Klimaschutz möglich ist. Mit diesen Filmen wollen sie vor allem ihre Altersgenossen wachrütteln.

Mit solchen Filmen erreichen sie mehr Jugendliche als mit Vorträgen. Spannung ist in den Spots garantiert. In sie fließen Ideen aus dem Filmpark Babelsberg genauso ein wie Tricks aus der Werbebrache. Da liegt es nahe, dass die besten Spots prämiert werden. Auf einer DVD werden alle Filme zugänglich sein.

Die jungen Menschen übernehmen praktisch Verantwortung. Daran können wir uns alle ein Beispiel nehmen. Deshalb begrüße ich sehr das Signal der Bundeskanzlerin: Sie stellt sich hinter das Anliegen des Kongresses und hat die Schirmherrschaft übernommen. Aber das darf natürlich kein Alibi sein. Auch jetzt muss die Politik unter Beweis stellen, dass sie dem Klimawandel Einhalt gebieten will. Der Europäische Jugend-Klimagipfel darf kein Lückenbüßer für einen Mangel an politischer Entschlossenheit sein. Allzu leicht kann dann aus dem Klimawandel eine Klimakatastrophe werden.

Derzeit ist die Bewältigung der Wirtschaftskrise besonders dringlich. Aber die großen Zukunftsaufgaben bleiben unverändert wichtig. Wir haben Verantwortung dafür, dass wir künftigen Generationen eine bewohnbare Erde hinterlassen. Dafür ist internationale Zusammenarbeit nötig. Aber jedes Land muss dafür eine eigene Entschlossenheit mitbringen.

Der Europäische Jugend-Klimagipfel verschenkt keine Zeit; er hat sich bereits an die Arbeit gemacht. Wir können es ihm gleichtun. Dazu müssen Finanzhilfen im Rahmen des Konjunkturprogramms an klare Auflagen für den Umweltschutz gebunden werden. Dann ist beiden geholfen - der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Schutz der Umwelt.