Ohne die stillen Helden wäre es kälter

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

18. Dezember 2008


Heiligabend auf dem Friedhof. Der Plan überraschte mich, als ich davon hörte. Aber es stimmt: Auch unsere Trauer gehört in das Weihnachtsfest. Für jemanden, der den Ehemann oder die Ehefrau in diesem Jahr verloren hat, sieht Weihnachten ganz anders aus. Das Fest hat etwas Furchterregendes. Wie soll man es allein bestehen?

Deshalb Heiligabend auf dem Friedhof. In Tempelhof hat man diesen kühnen Plan gefasst. Sogar aus Hamburg hat sich schon eine Teilnehmerin angemeldet. Sie macht sich auf den Weg. Denn ihre Trauer soll in der Weihnachtsfreude einen Ort erhalten.

Zu Weihnachten gehört auch die Lage derer, für die dieses Fest nur schwer zu ertragen ist. Einsame und Kranke wissen oft nicht, wie sie die Feiertage verbringen sollen. Wenn niemand sie besucht, wird die Einsamkeit schwerer und schwerer, gerade an Weihnachten.

Zu den Höhepunkten meiner Weihnachtsvorbereitung gehörte das große adventliche Fest für wohnungslose Menschen in der Heiligkreuzkirche. Überfüllt war die Kirche in diesem Jahr; auch auf die Emporen mussten Essen und Trinken getragen werden. Ausgerechnet am Tag der Menschenrechte wurde diese besondere Adventsfeier ausgerichtet. Die vielen Helfer wollten ein deutliches Zeichen setzen: für die gleiche Würde jedes Menschen.

Heiligabend auf dem Friedhof, Besuchsdienste über Weihnachten, besondere Weihnachtsfeiern für Wohnungslose: all das ist nur möglich, weil viele Menschen ihre freie Zeit einsetzen, um für andere Weihnachten leichter und schöner zu machen. Dadurch zeigen sie: Das Kind in der Krippe kommt auch zu denen, die traurig, ängstlich und belastet sind: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Dieses Versprechen Jesu versteht sich nicht von selbst. Es braucht Menschen, die sich für andere einsetzen.

Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind auch in diesem Jahr für Trauernde, Einsame und Kranke unterwegs. In vielen Kirchengemeinden gibt es Besuchsdienste für alte und gebrechliche Gemeindeglieder. Ehrenamtliche spenden in diesen Tagen Trauernden Trost und halten zu Menschen, die in unserer Gesellschaft keinen Ort haben. Diesen stillen Helden gilt mein besonderer Dank. Ohne ihren Einsatz wäre es kälter in unserer Stadt.

Vielleicht hat ein solcher Einsatz auch in Ihrem Weihnachtsfest einen Platz. Jetzt ist es noch Zeit, das zu vorbereiten. Zum Beispiel einen Krankenbesuch. Oder die Einladung für jemanden, der sonst allein wäre. Auch so kann es Weihnachten werden.