Menschenrechte

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

11. Dezember 2008


„Ich werde Ihnen nun die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vorlesen“, sagt Eleanor Roosevelt, Ehefrau des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, als sie vor genau sechzig Jahren vor die Generalversammlung der Vereinten Nationen tritt. Die von ihr verlesene Erklärung wird am 10. Dezember 1948 im Palais de Chaillot in Paris genehmigt und verkündet.

In dem Dokument heißt es: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“ Diese Zeilen sind unter dem Schock des Nazi-Terrors und des Zweiten Weltkriegs entstanden. Nie wieder sollen Menschen von Diktatoren in die Knie gezwungen werden. Doch neue Wolken verfinstern bereits den Horizont.

Während die Deklaration der Menschenrechte in Paris verlesen wird, landen in Berlin amerikanische Flugzeuge im Minutentakt auf dem Flughafen Tempelhof, um die Westberliner Bevölkerung mit den nötigen Lebensmitteln zu versorgen. Die Berliner Luftbrücke wird zum Zeichen der Solidarität und der Freiheit. Die sowjetische Berlin-Blockade scheitert. Dass Freiheit ein Menschenrecht ist, brennt sich in das Gedächtnis ein.

Im Lauf der folgenden Jahrzehnte werden aus der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ völkerrechtlich verbindliche Dokumente entwickelt. Besonders wichtig sind die beiden Menschenrechtspakte von 1966. Dadurch gibt es verpflichtende internationale Normen für unveräußerliche Grundrechte und Freiheiten. Dazu gehören das Recht auf Leben, auf Glaubens-, Presse- und Meinungsfreiheit sowie der Schutz vor Folter und willkürlicher Haft. Auch wirtschaftliche, kulturelle und politische Beteiligungsrechte zählen dazu.

Die Menschenrechte sind unverändert aktuell. Nur ein Beispiel: Das Recht auf Religionsfreiheit wird in zahlreichen Ländern missachtet. In Nordkorea und Saudi-Arabien, im Iran und in der Türkei sind besonders Christen davon betroffen. Millionen von Menschen befinden sich auf der Flucht. Unsere Stadt Berlin war immer wieder zur Hilfe bereit. Auch an der Hilfe für Flüchtlinge aus dem Irak, die jetzt in Gang kommen soll, wird sie sich beteiligen. Unter ihnen befinden sich viele verfolgte Christen.

In der Adventszeit warten Christen in aller Welt auf das Kommen Gottes. Sie sind davon überzeugt: Christus richtet dich auf. Er kommt und tritt an deine Seite. Sein Wort könnte auch als Überschrift über der Erklärung der Menschenrechte stehen: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“