Gewalt am Hindukusch

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

23. Oktober 2008


Gestern kamen sie in Deutschland an: die Leichname der beiden jungen Männer, die von den Taliban brutal ums Leben gebracht wurden. Morgen wird in Zweibrücken die Trauerfeier für sie stattfinden. Zwischen diesen beiden Tagen halten wir inne und verneigen uns vor den Opfern terroristischer Gewalt. Und niemand von uns denkt: Zweibrücken ist doch weit weg – und der Hindukusch erst recht. Denn wir wissen: Es könnten auch Soldaten aus Berlin sein, die es trifft. Dreißig deutsche Soldaten sind in der Zeit des Afghanistan-Einsatzes bisher ums Leben gekommen. Und der Bundestag hat den Auftrag verlängert; denn er ist noch nicht erfüllt. In dieser Woche ist es uns wieder deutlich geworden: Wir schicken deutsche Soldaten in die Ungewissheit, in die Gefahr. Sie haben unsere Solidarität verdient. Und den Hinterbliebenen gilt unser tiefes Mitgefühl.

Brutal und rücksichtslos ist die Gewalt der Taliban. Zusammen mit den beiden deutschen Soldaten kamen bei dem feigen Bombenanschlag fünf Kinder ums Leben. Niemand ahnte die Tragödie, als der harmlos aussehende Mann sich auf einem Fahrrad näherte. Der Sprengsatz, den er an seinem Körper trug, explodierte, als er die Gruppe erreichte. Das Staunen der Kinder über die Arbeit der Soldaten wurde in brutaler Weise zerrissen.

Der Terror der Taliban macht nicht einmal vor den Kindern der eigenen Landsleute Halt. Das unbarmherzige Kalkül lautet: Wenn eigene Kinder in der Nähe von ausländischen Soldaten sterben, dann verliert die einheimische Bevölkerung das Vertrauen in die Soldaten. Die Taliban wollen das ganze Land unter ihre Kontrolle bringen, um von hier aus ungestört Terrorattacken in aller Welt zu planen. Am Siegeszug der Freiheit im eigenen Land haben diese Terroristen kein Interesse.

Die deutschen Soldaten waren auf der Suche nach einem versteckten Waffenlager. Sie wollten weitere Gewalttaten verhindern; nun wurden sie selbst zu Opfern der Gewalt. Den Toten wie ihren Familien und Freunden gilt mein Gebet.
3.300 Soldatinnen und Soldaten riskieren am Hindukusch Leib und Leben. Sie nehmen diese Aufgabe stellvertretend für uns alle wahr. Jetzt sollen tausend weitere Soldatinnen und Soldaten hinzukommen. Ich wünsche und bete, dass sie gesund wieder zurückkehren. Auch die Berlinerinnen und Berliner unter ihnen.