Qualität in der Kita-Bildung

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

16. Oktober 2008


Ein Besuch in einer Kita ist für mich jedes Mal eine riesige Freude. Die Kinder stecken mich mit ihrer Fröhlichkeit und mit ihrem Lebensmut immer wieder aufs Neue an. Die kleinen Geschenke, die sie machen, zeigen eine spontane Zuneigung, die mich beglückt. Gern erinnere ich mich dann an Jesus, der demonstrativ ein Kind in die Mitte einer ganzen Gruppe stellte. Ihnen, so wollte er sagen, gehört die Zukunft. An ihnen lernen auch wir, wie wichtig die Zukunft ist. An Kindern sehen wir, worauf es im Leben ankommt: auf Zuversicht und Liebe.

Kinder finden in den Kitas nicht nur Gelegenheit zu Spiel und Spaß. Die Kindertagestätten sind auch Orte des gemeinsamen Lernens. Denn Kinder sind wissbegierig. Aber es geht nicht nur um Wissen, sondern auch um Rücksichtnahme. Es geht um Gebete ebenso wie um Zahlen, um Lieder ebenso wie um Worte. Schon seit Jahren setze ich mich dafür ein, dass Kitas nicht nur als Orte der Betreuung, sondern als Bildungsorte verstanden werden. Deshalb ärgert es mich, wenn immer wieder gesagt wird, das „Betreuungsangebot“ für Kinder müsse verbessert werden. Nein, es geht um mehr: Das Bildungsangebot muss besser werden. In Berlin wird das im Grundsatz anerkannt. Kitazeit ist Bildungszeit. Mit diesem Motto will der Berliner Senat die Qualität in Berliner Kitas stärken. Das ist wichtig. Denn was in der Kita versäumt wurde, lässt sich später nur sehr schwer nachholen. Sprachförderung ist dafür ein besonders gutes Beispiel. Ob Kinder in den ersten Lebensjahren gute Bildung erfahren, ist für ihren weiteren Lebensweg entscheidend. Ebenso wichtig ist es aber auch für die Zukunft unserer Gesellschaft insgesamt.

Drei Bedingungen für gute Bildung in Kindertageseinrichtungen stehen für mich ganz oben. Das erste ist genügend qualifiziertes Fachpersonal. In Berlin aber fehlen mehr als 1500 Stellen, um eine gute pädagogische Arbeit sicher zu stellen. Das zweite ist gute Fortbildung. Das setzt angemessene Fortbildungs- und Vorbereitungszeit voraus; aber auch daran fehlt es. Schließlich hängt die Motivation des Personals auch davon ab, ob es angemessen entlohnt wird. Darum wird gerade gestritten.

Kitas und Schulen sind nach meinem Verständnis für Streiks total ungeeignet. Denn Bildung lebt von Vertrauen und Verlässlichkeit. Unterrichtsausfall oder geschlossene Kita-Gruppen vertragen sich damit nicht. Aber ebenso wichtig ist, dass Menschen in diesen Berufen Wertschätzung erfahren. Es geht um unsere Zukunft. Denn die Kinder sind unsere Zukunft.