Bankenkrise

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

09. Oktober 2008


Walter Krause hat sein Leben lang gearbeitet. Immer hielt er sein Geld zusammen; wenn möglich, legte er etwas beiseite. Nun ist er in Rente. Gerne spendiert er seinen Enkeln mal einen Zoobesuch oder ein Spielzeugauto. Manchmal greift er seinen Kindern unter die Arme und kauft einen neuen Schulranzen oder gibt Geld für die neue Waschmaschine dazu. Doch nun bangt er um seine Ersparnisse.

Die Bankenkrise hat auch Deutschland erreicht. Die Bundesregierung tut gut daran, die Spareinlagen staatlich zu sichern. Die Geschehnisse auf dem Finanzmarkt sind beängstigend. Vor einer Woche noch war die Rede von 35 Milliarden Euro, für die die Bundesregierung bürgen wollte. Nun fehlt der Hypo Real Estate Bank bereits das Doppelte. Irrtümer dieser Größenordnung sind eigentlich unvorstellbar. Welche Konsequenzen werden daraus gezogen?

Die Zusammenhänge und Vorgänge auf dem internationalen Finanzmarkt sind kaum zu durchschauen. Und für den Laien schon gar nicht. Wer kann beurteilen, ob sich noch mehr deutsche Banken an den unsicheren Geschäften der Lehmans Bank beteiligt haben und wessen Ersparnisse davon betroffen sind? Viele haben sich von schnellen Gewinnmöglichkeiten blenden lassen und die Augen vor den Risiken verschlossen.

Die Krise zeigt, wie schnell sicher Geglaubtes ins Wanken geraten kann. Das Ersparte für die Ausbildung der Kinder, die geplanten großen Reisen oder die kleinen Extras, die den Alltag verschönen. Auch Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, Kredite zu erhalten. Die bange Frage drängt sich auf, wie lange der eigene Arbeitsplatz noch sicher ist. Das schmerzt und macht Angst.

Eine biblische Aufforderung sagt: „All eure Sorge werft auf Gott. Er sorgt für euch.“ Das Heil liegt nicht in den Finanzmärkten; wer es von einer möglichst schnellen Rendite erwartet hat, sieht sich enttäuscht. In der Bibel wird von der Vergänglichkeit des Geldes gewarnt und davor, sich vom Mammon abhängig zu machen. Man darf das Geld nicht zum eigenen Gott machen. In guten Zeiten von Lohnerhöhung und gutem Zins ebenso wenig wie in Tagen der Finanzkrise.

Jetzt kommt es darauf an, dass wieder Vertrauen entsteht.  Vor allen bei denen, die Angst um ihr Erspartes oder um den eigenen Arbeitsplatz haben. Verlässliche politische Führung ist dafür genauso wichtig wie eine klare Rechenschaftspflicht derer, die fahrlässige Risiken eingegangen sind. Ich habe die Zuversicht erlebt, mit der Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg an den Wiederaufbau gegangen sind. Die Erinnerung an diese Zuversicht, die Forderung nach verantwortlichem Handeln und das Vertrauen auf Gott gehören für mich in diesen Wochen zusammen.