Pro Reli

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

26. September 2008


Seit Montag kann man in Berlin wieder „Das fliegende Klassenzimmer“ erleben. Natürlich muss ich dabei an Erich Kästner denken. Er erzählt in seinem Buch aus dem Jahr 1933 von fünf befreundeten Schülern, die an einem Theaterstück für die gemeinsame Weihnachtsfeier proben. In Kästners Roman geht es um Zivilcourage und Freundschaft. Es geht um die Sehnsucht nach Geborgenheit. Es geht um die Ablehnung von Gewalt.

Jetzt wurde an der Berliner Gedächtniskirche ein “Fliegendes Klassenzimmer” aufgebaut. IInteressierte konnten dort am Religionsunterricht teilnehmen. Damit startete die zweite Phase des Volksbegehrens von Pro Reli. Es geht um die Wahlfreiheit von Schülern und Eltern Bis zum 21. Januar 2009 will Pro Reli mindestens 170.000 Unterschriften sammeln.

Die partei- und konfessionsübergreifende Bürgerinitiative kämpft für die Einrichtung eines Wahlpflichtbereichs Ethik/Religion an den Berliner Schulen. Jede Schülerin und jeder Schüler soll eine echte Wahlmöglichkeit erhalten. Gerade in einer multikulturellen Stadt wie Berlin ist es wichtig, nicht alle Menschen über einen Kamm zu scheren. Die von Pro Reli geforderte Fächergruppe Ethik/Religion ist ein kluger Ansatz. Sie nimmt die unterschiedlichen Prägungen der Schülerinnen und Schüler ernst. Zu diesem Ansatz gehört aber auch, dass die verschiedenen Lerngruppen an bestimmten Projekten zusammen arbeiten. Schülerinnen und Schüler sollen wählen; sie sollen aber auch gemeinsam lernen. Auch im Blick auf die notwendige Integration ist dieser Ansatz richtig.

Als ordentliches Lehrfach kann der Religionsunterricht an den Schulen ein wichtiger Gegenpol sein. Hier können die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass Religion und Verfassungstreue zusammengehören. Die Berliner Schulen würden an Qualität gewinnen. Der Gefahr des Fundamentalismus würde gewehrt.

Das Abgeordnetenhaus will heute über das Volksbegehren beraten. Sicher kommen  dabei auch die angekündigten Behinderungen der direkten Demokratie zur Sprache. Beispielsweise wird das Aufstellen von Informationsständen von Einzelgenehmigungen der Bezirke abhängig gemacht. Wer die Demokratie will, muss die Ausübung demokratischer Rechte nicht erschweren, sondern nach Kräften erleichtern. Das wäre ein gutes Zeichen für unsere Stadt. Mehr Mut möchte man dem Senat wünschen. Und der Initiative Pro Reli viele Unterschriften!