Kuppelkreuz Berliner Dom

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

22. August 2008


Etwas mehr Wind – und es hätte nicht geklappt. Doch am Dienstag Morgen war Windstille. Als ich gegen 9 Uhr zum Berliner Dom kam, hatte das goldene Kreuz gerade seinen Platz auf der Kuppel gefunden. Einen solchen Kran habe ich vorher in meinem Leben noch nie gesehen. Auf der Höhe von 114 Metern endet das Kreuz, das nun wieder in den Berliner Himmel ragt. Unsere Stadt hat damit eines ihrer unverwechselbaren Wahrzeichen zurückerhalten. Weithin sichtbar kennzeichnet das vergoldete Kuppelkreuz wieder die Mitte Berlins. Es markiert damit den Bereich, der in den kommenden Jahren zu neuem Leben erweckt werden soll. Zum Leben in unserer Stadt gehört auch der Glaube an den gekreuzigten und auferstandenen Christus. Dieser Glaube ist quicklebendig wie unsere Stadt selbst. Gerade dafür steht dieses Kreuz in seinem strahlenden Gold. Die Mühe der Handwerker und der Einsatz der Domgemeinde hat sich gelohnt.

Viele haben dabei geholfen. Im letzten Sommer stand ein pensionierter Eisenbahner in meinem Büro. Dieser waschechte Berliner schaute immer wieder enttäuscht und ratlos zur leeren Kuppel des Berliner Doms hinauf. Er vermisste das Kreuz schmerzlich. Er litt unter der Lücke im Berliner Himmel. Dass Metalle rosten können, war dem gelernten Ingenieur für Eisenbahn- und Maschinentechnik nicht neu. Aber er wollte etwas tun. Entschlossen legte er Tag für Tag Geld beiseite und sparte sich so tausend Euro vom Munde ab. Stolz zählte er zehn Hundert-Euro-Scheine als Spende auf den Tisch. Das werde ich nicht vergessen! Zu den Spenden vieler Einzelpersonen kam schließlich die großartige Hilfe der Cornelsen Kulturstiftung und der wichtige Beitrag der Stadt Berlin hinzu. Das war der Durchbruch.

Unter dem Kreuz wird für diese Stadt gebetet und gearbeitet. Unter diesem Kreuz setzen sich Menschen dafür ein, dass Barmherzigkeit, Mitgefühl und Toleranz in unserer Stadt und in den Herzen der Berlinerinnen und Berliner zu Hause sind. Das Kreuz auf der Domkuppel Berlins ist ein Versprechen für die Stadt!

Kirchen werden gebaut, um Gott die Ehre zu geben. Sie sind Zeichen für Gottes Güte. Sie ragen in den Himmel, weil der Boden nicht alles ist. Sie durchkreuzen den Konkurrenzkampf, der inzwischen auch vor dem Himmel nicht Halt macht.. Es ist richtig, die Kuppel mit ihrem Kreuz als Orientierungspunkt zu nehmen. Und als Gedächtnisstütze dazu. Wir wissen nur allzu gut, dass unsere Stadt solche Gedächtnisstützen nötig hat. Es zählt nicht nur, was sich rechnet! Jesus hat das deutlich so gesagt: Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind!