Eröffnung der amerikanischen Botschaft

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

04. Juli 2008


Die Botschaft der USA ist zurück im Herzen Berlins. Heute eröffnet sie ihr neues Gebäude am Pariser Platz. Direkt beim Brandenburger Tor hat sie einen herausgehobenen Ort. Sie schließt unmittelbar an das Denkmal für die ermordeten Juden Deutschlands an. Die Botschaften Englands, Frankreichs und Russland befinden sich in der Nähe. Die Verantwortung der vier alliierten Mächte nach 1945 kommt ins Gedächtnis.

Die Geschichte Berlins lässt sich von der Beziehung zu den USA nicht lösen. Platz der Luftbrücke und Checkpoint Charlie, Amerika-Gedenkbibliothek und Clayallee: das sind bekannte Namen in unserer Stadt. Man kennt sie nicht nur in Berlin.

Gerade haben wir 60 Jahre Luftbrücke gefeiert. Vor allem britische und amerikanische Piloten flogen fast 300.000 Mal Lebensmittel und Kohle nach Berlin, um den von der sowjetischen Armee abgeschnittenen Westteil der Stadt zu versorgen. Mit dem Marshallplan engagierten sich die USA auch finanziell. Siegermächte, die nicht zerstören und keine Reparationszahlungen erwarten, sondern beim Aufbau helfen, sind keineswegs selbstverständlich. Mir wird mit dem Abstand der Jahre immer deutlicher, wie viel Größe zu dem Verhalten der Alliierten nach dem Krieg gehörte. „Ich bin ein Berliner“: John. F. Kennedys Ausspruch kennzeichnet diese Haltung der USA zu unserer Stadt bis heute.

Daran muss man an dem Tag erinnern, an dem die neue amerikanische Botschaft eingeweiht wird. Inzwischen sind wir Partner geworden. Dazu gehört auch die Bereitschaft, bestimmte Entwicklungen in der amerikanischen Politik kritisch zu beteiligen. Solche Kritik kann man auch von Amerikanern hören. Gerade habe ich das bei einem Treffen von Religionsvertretern eindrucksvoll erlebt. Kritik an einer zu nachlässigen Klimapolitik, einseitige Vorstellungen von Sicherheit, der Irak-Krieg oder der Umgang mit Gefangenen in Guantanamo wurden von amerikanischen Teilnehmern kritisch angesprochen. Enttäuscht höre ich, dass Barack Obama, der demokratische Präsidentschaftskandidat, die Todesstrafe befürwortet. Ein offener Dialog ist nötig. Aber er beruht auf Respekt und Dankbarkeit.

„Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn. Denn wenn’s ihr wohl geht, so geht’s auch euch wohl.“ Das alte prophetische Wort beschreibt den Geist, der diesen Dialog bestimmen kann. Ich hoffe, die neue Botschaft wird ein guter Ort für Demokratie und Menschenwürde, für Frieden und die Bewahrung der Schöpfung.