Was hilft gegen Rechts?

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

13. Juni 2008


Eine Schule in Berlin-Steglitz. Die Lehrerin spricht mit ihrer Klasse über das Tagebuch der Anne Frank. Ein ergreifendes Zeugnis aus der Zeit der Hitler-Diktatur. Ein Schüler wendet ein, dieses Tagebuch sei eine große Fälschung. „Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben!“ So fügt er hinzu. Nach seiner Überzeugung stecken die Geschichtsbücher voller Lügen. Kein Wunder: Deutschland hat den Zweiten Weltkrieg verloren. Dass alles ganz anders war, weiß er von seinen Großeltern. Die waren ja dabei.

Für die Lehrerin ist das eine große Herausforderung. Sie will den Schüler aus seiner Verbohrtheit herausholen. Sie wird mit den Eltern des Jungen sprechen. Für diese Klasse wird sie sich jetzt besonders viel Zeit nehmen. Vielleicht gelingt es ihr, einen Zeitzeugen in die Schule einzuladen. Einen, der von eigenen Erfahrungen in der Nazizeit berichten kann. Doch das ist mehr als sechzig Jahre her. Die Zahl der Zeitzeugen wird immer kleiner.

Rechtextreme wollen nicht nur die Geschichte umschreiben. Sie wollen auch andere Menschen herabsetzen. Schwache, Außenseiter oder Fremde bezeichnen sie als minderwertig. Für sie gilt es am Ende auch als normal, eigene Ziele mit Gewalt durchzusetzen.

Wer so denkt, leugnet die unveräußerliche Würde seiner Mitmenschen. Es geht um einen Kernpunkt des friedlichen Zusammenlebens. Es geht um das Herzstück unserer Verfassung. Es geht um die gleiche Würde jedes Menschen. Da hilft nur eines: Von Anfang an null Toleranz.

In Joachimsthal, der kleinen Stadt am Werbellinsee, will die evangelische Kirchengemeinde dem rechtsextremen Einfluss auf Jugendliche den Boden entziehen. Dabei entstand BAFF. Zu Deutsch: Bands auf festen Füßen. Aus diesem Projekt sind inzwischen schon sechs Bands und eine Breakdance-Gruppe hervorgegangen. Die Jugendlichen begeistern sich an Ausdrucksformen einer jugendgemäßen Kultur. Und sie fühlen sich ernst genommen. Was hilft gegen Rechts? Meine Antwort ist klar: Hinsehen – wahrnehmen – ansprechen. Und keinen Einzigen verloren geben!

„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Dieses Wort Jesu trifft genau. Schwache sind nicht schwach. In ihnen begegnet die Autorität Gottes. Er kann uns im Antlitz jedes Mitmenschen entgegentreten. Wer Gott die Ehre gibt, achtet auf das Wunder des Lebens im Antlitz seines Mitmenschen. So einfach ist das. So einfach wird unser Leben fruchtbar und reich.