Religionsunterricht als Herzstück

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

30. Mai 2008


Berliner Hauptschulen haben es in sich! Viele ungerechte Urteile sind über sie im Umlauf. Besonders ärgerlich finde ich den Ausdruck „Restschule“. Aber Spannungen gehören zum Alltag dieser Schulen. Und die Zukunftsperspektive von Hauptschülern stellt ein wachsendes Problem dar.

Deshalb verbinden viele mit dieser Schulform ungute Gefühle. Ein Bericht über zwei Reinickendorfer Hauptschulen hat mich jedoch positiv überrascht. Dort hat man die zentrale Bedeutung der Wertorientierung für heutige Schülerinnen und Schüler erkannt. Religionsunterricht spielt in diesen Schulen eine wichtige Rolle.

Der Zustand der Hauptschulen schreit nach einer durchgreifenden Bildungsreform. Dazu gehört auch, dass religiöse Bildung einen festen Ort erhält. Die Rolle der Zuwanderung in unsere Stadt wirkt sich an den Hauptschulen besonders deutlich aus. Das kann dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler mit dem Christentum gar nicht mehr in Berührung kommen. Wenn Religionsunterricht überhaupt angeboten wird, liegt er meistens in den Randstunden. Viele beklagen zwar die Orientierungslosigkeit, die gerade auch an Hauptschulen sichtbar wird. Doch ein ordentliches Unterrichtsfach Religion wird politisch nach wie vor verhindert.

Im benachbarten Brandenburg steigt derzeit die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Religionsunterricht an. Aber in Berlin geht sie zurück. Berliner Hauptschülerinnen und Hauptschülern bleiben in aller Regel ohne ein Angebot religiöser Bildung. Die Folgen sind absehbar. Ein Großteil der Hauptschulen ist von muslimischen Schülerinnen und Schülern dominiert. Für Minderheiten deutscher Herkunft wächst der Anpassungsdruck enorm. Auch soweit sie noch christlich gebunden sind, wird diese Bindung sich unter solchen Bedingungen im Zweifelsfall lösen.

Mit dem gegenwärtigen Zustand religiöser und ethischer Bildung an den Berliner Schulen finden viele sich nicht ab.  Das Volksbegehren ProReli will der Schlechterstellung des Religionsunterrichts gegenüber dem Ethikunterricht ein Ende machen. Stattdessen soll ein Wahlpflichtbereich von gleichberechtigten ordentlichen Unterrichtsfächern eingerichtet wird. Die evangelische und die katholische Kirche stehen hinter dieser Forderung.

Wer Toleranz, Freiheit und Demokratie fördern will, braucht keine Angst vor dem Religionsunterricht zu haben. Im Gegenteil! Der Religionsunterricht gehört in die Werteerziehung und religiöse Bildung mitten hinein. Die beiden Hauptschulen in Reinickendorf zeigen es.